NYC001 – 2019-07-15

Abreise, oder so ähnlich

Die Koffer sind gepackt und im Auto verladen, die Fahrt zum Flughafen beginnt. Der Verkehr ist ruhig und wir kommen gut durch, lediglich kurz vorm Jahnring (Höhe Stadtpark, aus Barmbek kommend) sowie kurz vorm Airport treffen wir auf Stau.

Am Flughafen angekommen, steuern wir zielsicher auf den Schalter von British Airways zu, nach einiger Wartezeit, können wir unsere Koffer aufgeben, knapp 15kg habe ich erreicht – der Koffer ist lediglich halbseitig voll, Platz für den Rückflug ist also noch.

Neben uns am Schalter ist eine junge Dame, die anscheinend nach Miami, über Kanada, fliegen möchte (so ganz genau habe ich das nicht mitbekommen). Auf die Frage von der am Schalter arbeitenden Person, ob sie denn ESTA (Einreisegenehmigung für die USA; engl. für: ) und noch etwas beantragt hätte, antwortet sie mit „Nein“ und schaut verwirrt. Ihr Koffer wird zu diesem Zeitpunkt noch nicht aufgegeben und die Schichtleitung wird zu Rate gezogen (zunächst angefragt). Währenddessen wartet sie an einem nicht besetzten Schalter und telefoniert mit einem*einer Freund*in: „Ja, der sagt ich brauche so ein Visum … und jetzt darf ich nicht mitfliegen …“. Die Verzweiflung ist ihr sichtlich ins Gesicht geschrieben, ich würde nicht mit ihr tauschen wollen.

Spoiler: Wir werden sie später am Wasserspender hinter der Sicherheitskontrolle wieder treffen. Und während des Anstehen und Warten auf das Boarding, sehe ich sie im hinteren Teil der Schlange.

Sind wir sicher?

Nachdem nun also unsere Koffer aufgegeben sind, eine nachträgliche Buchung von gesondertem Essen nicht mehr möglich ist und alle Plätze ausnahmslos gebucht sind, geht es für uns zur Airport Plaza, bzw zur Sicherheitskontrolle, die diesem Bereich vorangestellt ist. Wir verabschieden uns von Ute, Frank und Johanna und ich erkundige mich noch eben, ob ich denn meine Aluminiumflasche (leer) mitnehmen dürfe (ja, ist kein Problem!). Wir werden zum PriorityCheck geleitet, da die gesamte Breite der Kontrollinstanz genutzt werden soll. Das Auspacken der elektronischen Gerätschaften läuft routiniert und schnell, der Körperscanner gibt grünes Licht – so schnell und einfach kann es manchmal gehen. Allerdings: zu früh gefreut! Sowohl Ralf als auch ich müssen ein extra Screening machen lassen. Bei uns beiden werden die Taschen auf Sprengmittel(spuren) untersucht. Bei mir war hierfür die noch vorhandene Brezel der Auslöser. Die kontrollierende Person wirkt überrascht, als sie sich für diese extra Prozedur bei mir entschuldigt und um Geduld bittet und ich „Kein Problem! Lieber einmal zu viel getestet, als zu wenig!“ erwidere.

Die Sache mit den Ruhezeiten

Nach einer Passkontrolle – üben die schon für den Brexit? – waren wir auch schon direkt am Gate. Das Boarding sollte zeitnah beginnen, also entschlossen wir uns dazu, keinen Sitzplatz mehr aufzusuchen. Eine längere Stehzeit später, „Group 1“ durfte bereits „boarden“, gab es die Ansage, dass sich der Abflug und damit auch das Boarding verzögern würden. Ursache? Die nun bereitgestellte Cabin Crew durfte noch nicht wieder arbeiten, da ihr Flug am Vortag zu spät gelandet war und sie somit nicht die gesetzliche Ruhezeit einhalten konnten. Der Captain selbst erklärt nun das weitere Vorgehen. Es werde versucht die vorherige Cabin Crew, die sich mittlerweile natürlich schon auf dem Weg zum Hotel befand, zu erreichen, abzufangen und zurück zu beordern, dies würde jedoch Zeit beanspruchen und den Start weiter hinauszögern. Gefühlt zeigte die versammelte Menschenmenge jedoch Verständnis für diesen Sachverhalt, zumal es ja ein sehr gutes Zeichen ist, dass auf diese Ruhezeiten entsprechend geachtet und wert gelegt wird. Zum anderen war es sicherlich auch hilfreich, dass der Captain selbst diese Aussage tätigte.

Wenig später meldete sich das Bodenpersonal dann erneut und teilte mit, dass die vorherige Cabin Crew erreicht werden konnte und nun auf dem Rückweg sei. Außerdem würde das Boarding nun beginnen, um noch irgendwie Zeit sparen zu können. Gesagt, getan. „Ready for takeoff“ um 11h36 (geplant war 10h35).

Große Flughäfen und lange Wege

Nachdem nun der erste Flug mit einer Verspätung von ziemlich genau einer Stunde gestartet war, fehlte uns diese eine Stunde nun natürlich am Flughafen Heathrow. Aussteigen und loslaufen; richtigen Durchgang finden; Passport-Kontrolle; Sicherheitskontrolle; nach dem Weg zum Gate erkundigen; Zug fahren; Treppen steigen; warten…

Die Sicherheitskontrolle verlief diesmal ohne weitere Probleme bei uns beiden, keine extra Screenings, oder sonstiges, noch nicht einmal in den Körperscanner mussten wir. Na ja, sei’s drum!

Die Beschilderung zum Gate, nachdem wir eine Station mit dem Zug fahren mussten, obgleich wir vom selben Terminal starteten…, ließ tatsächlich sehr zu wünschen übrig. Aber ich möchte nicht ausschließen, dass ggf. auch wir eine mögliche Fehlerquelle waren/sind. Entgegen der Erwartung, hatte das Boarding noch längst nicht begonnen! Aber auch das geschah dann nach ein wenig Wartezeit (bekanntermaßen hat ja so ziemlich alles seine Zeit, Prediger 3), die sinnvollerweise noch einmal für einen Toilettengang und dem Auffüllen der Wasserflasche genutzt wurde, ging es dann auch schon an Bord. Was ich vorher nicht wusste: wir fliegen mit einer Boeing 747. Das ist dieses Flugzeug mit dem Buckel oben drauf. Bis zur Produktion und Auslieferung des Airbus A380, war es das größte Passagierflugzeug der Welt und wird auch heute noch als die „Königin der Lüfte“ bezeichnet.

Was sonst noch so geschah:
Zur Zeit sind die Briten bzw. UK ja noch Mitglied in der EU und somit auch noch im EU-Roaming der Netzanbieter mit eingebunden. Allerdings wollte das bei mir nicht so wirklich… woran das nun lag, kann ich auch nicht mit letzter Gewissheit sagen. Ein Vergleich der Zugangsdaten meines Gerätes mit denen von Ralf zeigte allerdings, dass hier der Fehler lag. Irgendetwas hat o2 da wohl in der automatischen Einrichtung nicht so richtig gut hinbekommen. Warum ich nicht einfach das kostenfreie WLAN des Flughafens Heathrow genutzt habe, könnte nun eine gerechtfertigte Frage sein. Die Antwort ist aber ganz leicht: Ich habe ganz einfach keine Lust mich mit Facebook, Twitter oder meinen selbst eingegebenen Daten irgendwo anzumelden, nur um WLAN zu erhalten. Gefühlt wollen die dann ja auch immer alles wissen… Vor- und Nachname, E-Mail-Adresse, Privatanschrift, Länge der Reise, Sozialversicherungsnummer und das Recht am Erstgeborenen Kind. Na gut, ganz so schlimm nun vielleicht auch nicht.

In der „Königin der Lüfte“

Wir stiegen so ziemlich am Ende ein und konnten direkt bis nach hinten durchgehen. Unsere Sitzreihe war die Nummer 50, dahinter folgten nur noch drei weitere. Statistisch gesprochen saßen wir also sehr sicher! Geplanter Abflug war hier 13h10 (Ortszeit), tatsächlich ertönte die Ansage „Ready for takeoff“ allerdings erst um 13h50.

Glücklicherweise hatte die am Fenster sitzende Person schon ihren Platz eingenommen, sodass wir nur noch aufrücken brauchten. Diese Person machte sich als bald dann auch gleich bei mir unbeliebt, indem sie anfing Chips zu essen. Wer mich kennt weiß, dass ich nichts gegen Chips habe, ganz im Gegenteil! Aber ich habe etwas gegen Lautstärke (hier: lautes Chips essen, und zwar immer einzelne) sowie gegen den Geruch. Meinetwegen können ja gerne Pringle’s „SourCreme“ gegessen werden, auch wenn das nichts für mich und meine Ernährungsweise ist. Aber muss so etwas nun zwangsläufig innerhalb einer Pringlesdose (gemeint ist das Flugzeug) geschehen, in der sich dieser einzigartige Geruch so wunderbar verbreiten kann? Zumindest meine Kopfhörer konnten eines der beiden Probleme lösen.

Und nun ratet mal, wer keine 30min nach Start mal austreten wollte… und wer saß wohl am Gang? Passenderweise wurden kurz vorher die ersten Getränke ausgeteilt, sodass diese Maneuver auch gleich mit einer akrobatischen Leistung verknüpft werden konnte. Kurz nachdem ich dann wieder Platz genommen hatte, wollte dann auch die am Fenster sitzende Person einmal austreten… immerhin mitgedacht, wenn auch nicht in Gänze und zu 100%, sonst hätte ich mich ja nicht nochmal setzen müssen.

Good to know: Bei der Getränkeausgabe habe ich dann gleich einmal gebeichtet, dass ich mir keine besondere Mahlzeit geordert hatte und ob es irgendwie trotzdem möglich sei, etwas zu bekommen. Mir wurde versichert, dass es zumindest immer eine vegetarische Option gäbe. Die bedienende Person würde sich erkundigen, ob diese Mahlzeit heute ggf. auch vegan sei, ansonsten würde sie versuchen irgendwie einen Salat bereitzustellen. Das nenne ich doch mal einen klasse Kundenservice, selbst für nicht-mitdenkende Fliegende. #AnDieEigeneNaseFassend

Als Entschädigung gab es dann auch gleich zwei Flaschen Rotwein für mich… ich bin ja schon still.P.S.: Jede*r hat zwei Flaschen bekommen…

Verpflegung

Da haben die mir doch tatsächlich eine vegane Mahlzeit aus dem Menü der ersten Klasse gezaubert. Das Essen hat echt gut geschmeckt und ich bin wirklich dankbar für die Bemühungen der Cabin Crew um meine Dummheit auszumerzen.

Nächstenliebe 2.0

Ich habe ja schon weiter oben meine Nächstenliebe bewiesen, indem ich sowohl Geräusche als auch Gerüche der am Fenster sitzenden Person ertrug. Nun entschied sich irgendwann die vor mir sitzende Person ihren Sitz in Gänze nach hinten zu stellen. Trotz meines Knies bzw. meiner Knie im Rücken der anderen Person und ich weiß nicht was, lies diese nicht von ihrem Verhalten ab. Ich hätte ja auch mal etwas sagen können… Irgendwann, als die Person mal wieder aufgestanden war und sich gerade wieder setzten wollte, positionierte ich mein rechtes Knie genau hinter meiner Aluminiumflasche (die in der Sitzablage stand) und drückte mit aller Kraft in den Rücken der vor mir sitzenden Person. Was soll ich sagen: es hat funktioniert!

Touchdown JFK um 15h45 Ortszeit.

„Hallo, dürfen wir einreisen?“

So gegen 15h55/16h00 Ortszeit erreichte unser Flieger das Gate und alle strömten in Richtung Ausgang, keine*r klatschte… Nachdem der Flieger verlassen war, ein ewig langer Weg durch die Gangway und über Flure, die wirklich schon bessere Zeiten erlebt haben müssen, durfte die (klischeemäßige) Lieblingsbeschäftigung der in Deutschland lebenden Menschen nachgegangen werden: in der Schlange stehen. Am Ende dieser Schlange sieht sich der*die Reisende einem*einer Grenzbeamten*Grenzbeamtin gegenüber, der*die dann über die eigentliche Einreise und dem damit einhergehendem Erfolg der Reise entscheidet. Entsprechend ist auch die Behandlung, hab ich mir sagen lassen. Ein kurzes „I’m with my son“ oder so ähnlich führte kurzerhand dazu, dass auch ich an den Schalter gewunken wurde. Aber, wer könnte diesen beiden nun wirklich gut aussehenden jungen Männern die Einreise verweigern? Richtig, keiner! Wir sind also drin, holen unseren Koffer ab und dann… ab über die Grenze!

Mir stellt sich hier die Frage, in welchem Zwischenraum sich die reisende Person denn nun eigentlich befand, wenn sie zwischen Grenzbeamten*Grenzbeamtin und der markierten Grenze ist. Als Transitbereich ist es dort sicherlich unangenehm!

Eine Zugfahrt, die ist lustig!

Was darf natürlich bei einer Reise nach New York nicht fehlen? Richtig, das Fahren mit der U-Bahn. Zunächst ging es erst einmal mit dem sog. AirTrain (keine Sorge, der schwebt nicht, ist dafür allerdings ohne Führungspersonal recht flott unterwegs) zur Jamaica Station. Hierbei wird ein wirklich interessantes Konzept umgesetzt. Die Zugfahrt kann kostenfrei angetreten werden, beim Aussteigen und Verlassen der Jamaica Station werden dann allerdings $5 fällig! Das ist in etwa so, wie ein Club, bei dem der Eintritt frei ist, für einen kostenloses verlassen allerdings eine gewisse Menge an Getränkten konsumiert werden muss. Na ja… mit diesen $5 gibt es dann auch gleich noch für $1 dazu, eine sog. MetroCard, die wir benötigten um überhaupt nach Manhattan zu gelangen. Die Fahrt dauerte so in etwa 30min. Anschließend durfte ich das aller erste Mal in meinem Leben die Luft Manhattans erschnuppern. Riecht übrigens nicht viel anders als sonst, ist aber dennoch ein besonderes Gefühl.

New York, New York

Aus der Bahn raus, ging es auch gleich direkt zum Hotel. Einchecken! Kurz das überschaubare Zimmer bezogen, Ibuprofen eingeschmissen, um sich dann ins Getümmel der Großstadt zu schmeißen. Es wurden nämlich Stromadapter vergessen, sodass ein zuverlässiges Aufladen von technischen Gerätschaften bis auf weiteres nicht so leicht möglich ist… Der Weg führte uns also zu Target. Das ist ein Supermarkt, so wie WalMart, nur eben aus Minnesota und für mich dadurch irgendwie vertrauter! Allerdings unterschied der hiesige sich doch sehr von denen, die ich bislang kennenlernen durfte; einen Adapter nach Wunsch gab es leider nicht. Eine angestellte Person empfahl uns, zu BestBuy zu gehen (wie MediaMarkt oder Saturn). Doch auch dort: den gewünschten Adapter gab es auch hier nicht. Ein wenig ernüchtert, aber 3km später (Bewegung tut ja immer gut, gerade noch solchen Flügen!) ging es wieder ins Hotel, verbunden mit der Frage, wo es denn etwas zu Essen gäbe bzw. geben könnte. Die Wahl fiel auf ein italienisches Restaurant, ca. 3 Hauseingänge vom Hotel entfernt.

Immer diese Veganer

Zum Glück gab es eine vegane Pizza, die mit veganem Käse ausgestattet wurde; der vegane Käse ist auf Cashewbasis und damit eigentlich so gut wie frei von Chemikalien. Es entstand eine Diskussion darüber, warum es denn „veganer Käse“ heißen müsse, da Käse doch aus Milch sei und wer denn überhaupt Milch von anderen Tieren trinken dürfe bzw. dies mache. Dabei stellt sich heraus, dass ja auch Babyöl nicht aus Babys gewonnen wird und Sonnenmilch auch keine Milch enthält, sondern dieser lediglich in Farbe und festerer Form entspricht…

Na ja, was soll ich sagen: Die Pizza war sehr lecker und das Bud Light ebenfalls. Ein schöner erster Tag mit einer gelungenen Anreise.

P.S.: Bilder gibt es, sobald diese hochgeladen sind…

P.P.S.: Die Bilder sind nun online.

5 Kommentare

  1. Lieber Lukas, das ist ja ein toller, ausführlicher Bericht und eine sehr gute Idee, so zu verfahren. Jetzt sind alle bestens informiert. Du schreibst so lebendig, dass man den Eindruck hat, live dabei zu sein. Ich bin auf die Fotos und die weiteren Texte gespannt.
    Habt einen schönen Tag heute, deine Mama.

  2. Haha! Ich reise total gerne mit! Meine Highlights: London (kenne ich, ging im März bei uns fast schief da), die Thermosflasche und der Adapter! Viel Spaß!!

  3. Hi Lukas, euch total viel Spaß im Big Apple!!! Du beschreibst ja alles so genau, dass man das Gefühl hat, man wäre dabei gewesen. Mega! Lgr und take care, Kathrin xxx

  4. Hi Lukas. Das macht so einen Spaß die Texte zu lesen. Lebendig und witzig formuliert und man findet sich selbst in der ein oder anderen Situation wieder.

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