NYC007 – 21.07.2019

Der 7. Tag der Woche & Reise

Seit insgesamt sieben Tagen sind wir nun schon in New York City und haben bereits einiges erlebt: High Line, Empire State Building, One World Trade Center, 9/11-Memorial&Museum, Guggenheim-Museum, Staten Island und Cony Island. Mit heute stehen uns noch drei ganze Tage zur Verfügung, denn am Mittwoch müssen wir gegen Nachmittag ja bereits zum Flughafen.

Frühstück, oder so…

Das Frühstücksangebot zu heute hat sich nicht groß verändert, wobei ich zugeben muss, dass ich auch nur ganz schnell vorbeigeschaut habe, um mir einen Kaffee und neues Geschirr zu holen.

Ach ja, das Geschirr

Ich hab es gestern leider vergessen zu erwähnen: Nebst dem wunderbar breiten Angebot beim Frühstück (Brötchen, Schokoladenschnecke und normale Teigschnecke, Apfel, Orange, Orangensaft und Kaffee), gibt es lediglich Plastikgeschirr. Plastikgeschirr. P-L-A-S-T-I-K-G-E-S-C-H-I-R-R! Ich meine… und natürlich ist alles, was auf den Tisch kommt, auch vorher in Plastik eingewickelt. Diese Schokoladenschnecken sind zum Beispiel in gefühlten 100er-Paketen eingeschweißt… Ich meine, was soll das? Da fehlen mir einfach gänzlich die Worte, um mich da jetzt ausgelassen drüber auszulassen. Einfach gänzliches Unverständnis, vielleicht versteht ihr mich ja?

Wie nun weiter?

Ich bin morgens noch ganz schnell zu einem jüdischen Supermarkt hier in der Nähe gegangen (wir wohnen ja in einem jüdisch-orthodoxen Viertel) und habe mir Müsli gekauft, Cracker und Hummus. Danach ging es dann kurz zum Frühstücksräumchen für einen Kaffee und einen Apfel. Dann konnte auch ich endlich frühstücken.

Ohne ein richtiges Frühstück, ist auch keine richtige Lagebesprechung möglich. Die verfiel dann auf heute Nachmittag. Wir lagen bis dahin aber keinesfalls nichtstuend auf unseren Betten rum! Zum Glück wussten wir nämlich schon, was wir am Sonntagmorgen machen wollen würden.
In den Gottesdienst der deutschen evangelisch-lutherischen Gemeinde gehen. Ich hatte ja neulich schon berichtet, dass die Gemeinde lustigerweise mehr oder weniger direkt auf der Rückseite unseres nun alten Hotels ist.

Gottesdienst in der deutschen Gemeinde

Da es uns am Freitag ja nun nach Brooklyn verschlagen hat, wurde unsere Anreise zur deutschen Gemeinde von vormals 5–7min., nun hochgedrückt auf satte 48min. Dankenswerterweise ist hier in NYC, zumindest ist dies im Stadtteil Brooklyn der Fall, kein Verlass auf die Busse. Schon an unserem ersten Tag wurden wir ja massiv im Stich gelassen – ich berichtete – und auch heute sah es nicht besser aus. Zunächst hatte der Bus Verspätung und fuhr daraufhin auch so langsam, dass wir zwischenzeitlich auf einer größeren Straße von einer anderen Linie überholt wurden und die sogar noch die Grünphase der Ampel schaffte – wir blieben hingegen bei rot stehen. Dieser doch sehr entspannte Fahrstil von gefühlt ca. 10km/h führte dann dazu, dass unsere Bahn natürlich schon ein bis fünfhundert Stationen weiter war, als wir… na ja, zum Glück fahren die Bahnen hier doch irgendwie regelmäßig. Übrigens sieht es bei den U-Bahnen nicht besser aus. Die sind meistens so verspätet, dass sich einfach die Taktung verschiebt, heißt: der Zug, der eigentlich um 13h00 kommen soll, kommt erst um 13h10. Der Zug für 13h10 dann erst um 13h20 und so weiter… eine 10min-Taktung wird dadurch ja doch irgendwie eingehalten…

Als nun der Bus endlich die angepeilte Zielhaltestelle erreicht hatte und wir uns unten auf dem Glas befanden, wurden wir sogleich von Live-Musik begrüßt. Nur irgendwie hing der Gesang der Gitarre ein wenig hinterher, doof nur, wenn beides von der gleichen Person kommt…

Live-Musik mit Verzögerungen

Irgendwie haben wir es dann doch noch rechtzeitig zum Gottesdienst geschafft, der um 10h30 beginnen sollte. Die Kirche erreichten wir um 10h27, gingen ins Obergeschoss – übrigens ein sehr interessanter Kirchenbau – und hörten schon das Orgelvorspiel, noch bevor wir uns hinsetzen konnten, wurde auch schon das Votum und die Begrüßung gesprochen.

Es war ein wirklich sehr schöner Abendmahlsgottesdienst, mit wunderbarer Liturgie. Ich hatte ja schon im Bezug auf die ursprüngliche morgendliche Lagebesprechung gesagt, dass Rituale und Traditionen für ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit sorgen. Ich fand es klasse, genau diese Erfahrung nun hier einmal im Gottesdienst machen zu dürfen. Eine Kommilitonin/Freundin von mir hatte so etwas schon einmal im Bezug auf die Universitätsgottesdienste erwähnt. Sie hat zum jetzigen/vergangenen Sommersemester nach Hamburg gewechselt und meinte, dass die Universitätsgottesdienste durch die bekannte Liturgie ein Gefühl von Heimat vermitteln und das Gefühl von Fremde reduzieren können. Und genau so durfte ich es auch heute erleben. Inmitten dieser riesigen Metropole wurde es ganz still, wir alle hielten gemeinsam inne und besannen uns auf Gott. Damit jede*jeder weiß, was er*sie zu tun hat, ist eine Liturgie natürlich auch hilfreich. Aber sie schafft eben auch, und das finde ich den viel wichtigeren und wesentlichen Gedanken hierbei, ein Gefühl von Vertrautheit. Ängste und Sorgen können abgelegt werden, denn wer Gottesdienstbesucher*in ist, der*die weiß, wie er*sie sich zu verhalten hat und was an welcher Stelle geschehen wird.

Im Anschluss an den Gottesdienst waren wir noch beim Kirchenkaffee im Erdgeschoss der Gemeinde. Es gab Brote mit Leberwurst, ungesüßten Eistee und Wasser. Wir lernten Peter kennen, der seit 1962 in New York ist und auf der Upper West Side lebt. Ursprünglich kommt er aus Königsberg und floh im Krieg mit seiner Familie nach Hamburg. Aber auch mit der Pastorin haben wir ein paar Worte gewechselt, seit wann sie hier in New York Pastorin ist, wo sie zuvor war etc.
Ich kann jedem*jeder nur empfehlen, wenn er*sie mal in New York City sein sollte, die deutsche Gemeinde hier vor Ort zu besuchen!

Deutsche Evangelisch-Lutherische St. Pauls Kirche in New York

Siesta

Nach dem, ich wiederhole es nochmal gerne, wirklich schönen Gottesdienst und dem Kirchenkaffee, haben wir uns wieder auf den Weg nach Hause gemacht. Lange Hose und Jackett bzw. Lange Hose und Collarhemd sind bei den aktuellen Temperaturen in NYC einfach nicht zu empfehlen! Die Zeit dort haben wir gleich nochmal genutzt, um ein wenig zu verschnaufen und zu ruhen.

Danach kam es dann aber auch endlich zur Lagebesprechung, zwar erst kurz bevor wir das Hotel verließen, aber immerhin hatten wir eine!
Sicher für heute eingeplant war schon die sog. Jazz-Vesper in St. Peter, aber was kann sonst noch so erlebt werden? Wir entschlossen uns dafür, der Grand Central Station einen Besuch abzustatten, anschließend dem UN-Hauptgebäude und von dort zur Vesper zu gehen.
Ab geht’s!

Grand Central Station (offiziell: Terminal)

Zunächst einmal mussten wir wieder mit dem Bus fahren… hatte ich schon erwähnt, wie toll das hier funktioniert? Im Bus entschlossen wir uns dann spontan für eine etwas andere Reiseroute und durften so auch mal über eine East River Brücke (hier: Williamsburg Bridge) mit dem Zug fahren, anstatt immer nur durch irgendeinen Tunnel nach Manhattan zu donnern.

Die Grand Central Station ist tatsächlich Grand. Fertiggestellt wurde er als Endkopfbahnhof im Jahr 1913 und ist seitdem weltweit der Bahnhof mit den meisten Gleisen, 67 an der Zahl. Der Bahnhof wird täglich von 500.000 Menschen genutzt; im Vergleich hierzu deutsche Hauptbahnhöfe:
– Frankfurt: etwa 460.000 Menschen täglich;
– Hamburg: bis zu 450.000 Menschen täglich;
– Berlin: 300.000 Menschen täglich.

Der Bahnhof ist sogar so groß, dass Apple dort einen Store drin eröffnet hat, der frei zugänglich ist, soll heißen: Er hat keine Türen.

Direkt neben der Grand Central Station, an der Lexington Avenue – in der übrigens auch der spätere Zielort St. Peter liegt, befindet sich auch das Chrysler Building.

UN-Hauptgebäude

Von der Gran Central Station und dem Chrysler Building führt dann die East 42nd Street direkt zum Hauptgebäude der Vereinten Nationen (engl. United Nations).

Immer auf’s Licht zu!

Auch in der East 42nd Street gelegen ist ein Restaurant/Imbiss, der zwar in einer gewissen Art und Weise meinen Namen trägt, aber natürlich so gar nicht mit meiner Einstellung zusammenpasst. Das nächste Mal möchte ich bitte gefragt werden!

Und so sieht das UN-Hauptgebäude aus der Nähe aus.

Jazz-Vesper in St. Peter

Vom Hauptgebäude der Vereinten Nationen ging es dann zur Jazz-Vesper nach St. Peter. Über das Kirchengebäude hatte ich ja schon etwas in meinem dritten Beitrag geschrieben. Nachreichen wollte ich noch ein paar Fotos. Zum einen vom Innenraum der Kirche, aber auch ein besseres Bild von dem auf Stelzen stehenden Bürogebäude. Doch zunächst zur Vesper selbst.

Zur Zeit ist Chris Dingman als Dauermusiker/-gast in der Jazz-Vesper, dieses Arrangement wurde nun auch noch für den Monat August verlängert. Chris ist Vibraphonist, heißt: er spielt das Vibraphon. Wer sich nichts darunter vorstellen kann: Das sieht in etwa so aus wie ein Xylophon, nur in groß. Außerdem höher gelegt und mit senkrechte Röhren unten drunter. Das ist jetzt ganz simpel erklärt und sicherlich fühlen sich damit Vibraphonist*innen nicht richtig dargestellt… ich bitte um Entschuldigung. Was an diesem Instrument so spannend ist: Mit seinen vier Schlägeln werden dem Vibraphon sphärische Klänge entlockt. Sollte ihr also mal die Möglichkeit haben irgendwo einem Vibraphon (oder eine Marimba) lauschen zu können, dann tut es. Kleiner Tipp: Das Duo Pertar, indem eine Marimba von Lin Chen gespielt wird, ist öfter auch mal bei den Universitätsgottesdiensten der Universität Hamburg.

Unerwartete Begegnungen

Bevor es dann aber wieder nach Brooklyn ging, wollten wir natürlich noch etwas zum Abendessen finden bzw. aufsuchen. Wir entschieden uns abermals für den Italiener, der so nah dran ist, an unserem alten Hotel und an der deutschen Gemeinde: Zia Maria.
Da stellt sich doch tatsächlich heraus, dass die uns bedienende Person aus Deutschland stammt. Dabei hat diese Person uns bereits bei zwei von drei Besuchen bedient… Die Geschichte dieses Menschen: Stammt aus dem Kosovo, ist daraufhin in Deutschland aufgewachsen und hat dort zehn Jahre lang gelebt (in Siegen) und lebt nun seit acht Jahren in den USA. Die Welt ist zeitweise einfach sehr sehr klein.

Das ist übrigens meine vegane Pizza. Mit Pilzen und (ordentlich) Brokkoli. Gefällt mir sehr!

Ein anderes Symbol für „Heimat“ in der Ferne

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