Dong. Dong. Dong. Ist deutlich, was das sein soll? Richtig, eine schlecht imitierte Kirchenglocke. Heute ist Sonntag: Kirchtag. Bei meinem letzten Besuch hier in Minnesota war ich in der Westwood Community Church in Chanhassen. Über meine Eindrücke dort habe ich damals im Reise-Blog des Austauschprogramms berichtet: Mein erster Besuch, beim zweiten Besuch wurde Abendmahl gefeiert.
Heute ging es jedoch in die Ridgewood Church. Nachdem, was mir Jane berichtet hat, war dies vor vielen Jahren einmal die baptistische Gemeinde hier in Minnetonka. Nachdem was mir Helge und Jan vor zwei Jahren berichtet hatten über die Kirche, in die Chris und Jane damals gingen, war ich nun schon ein wenig beruhigter. Vor zwei Jahren soll es noch eine Kirche gewesen sein, wie sie einige vielleicht so eine Freikirche vorstellen: evangelikal. Der Bibel muss wortgetreu gefolgt werden, alle Nicht-Glaubenden sind automatisch Sünder*innen und werden keine Erlösung finden und Homosexualität ginge schon einmal gar nicht. Chris und Jane wechselten die Gemeinde, weil ihnen die Grace zu groß war (und vermutlich auch zu radikal).
Nun gut: In Ridgewood angekommen, stellte sich heraus, dass das Kirchengebäude gerade „under construction“ ist. Auf jeden Fall ist es hier deutlich kleiner, als es in Westwood der Fall ist, das fängt schon bei der Größe des Parkplatzes an. In Westwood gab es hier bspw. Einweisende, in Ridgewood hingegen nicht. Das „Kirchenschiff“ war, zumindest in meinen Augen, klassisch worship-artig eingerichtet: Eine Leinwand vorne und dazu eine Bühne mit Live-Musiker*innen. Überrascht hat mich, dass es hier tatsächlich Kirchenbänke gab. Ebenfalls überraschend: Auch Ridgewood hat ein blaues Kreuz an der Wand, genau wie Westwood, was damals der Anlass für mich war, auch so ein Kreuz zu improvisieren.
Mit der Anzahl an Besuchenden können die klassisch ev.-lutherischen Kirchengemeinden der Nordkirche (zumindest die, die ich kenne) locker mithalten. Vielleicht waren hier ein paar mehr, aber das fiel nicht wirklich auf. Zudem wurde eher mittelmäßig mitgesungen und zum Klatschen konnten auch nur so 10–20% der Anwesenden begeistert werden. Aber seht und vor allem, hört selbst:
Nach dem Gottesdienst ging es für Jan, Helge und mich erst einmal zum SuperTarget, direkt um die Ecke. Ja, an einem Sonntag. Hier haben die Geschäfte ja bekanntlich (fast) immer offen.
Hier konnte ich auch endlich einen separaten Kühlschrank finden, in dem es Lebensmittel gab, die „only-plantbased“ sind: Jackpot!
Allerdings, aber das war mir tatsächlich auch schon vorher bewusst, wurde dann jedoch erst jetzt akut, ist die Brotauswahl, die sie hier im Angebot hatten mit einem Wort zu beschreiben: katastrophal. Nur mega weiches Brot, was in Deutschland nur für Sandwiches oder den Toaster verwendet werden würde. Ein „normales“ Brot, wie es sie bei Rewe gibt (z.B. „Unser Mildes“, „Fit&Chia“ uvm.) gibt es hier schlichtweg nicht – bzw. zumindest nicht in diesem Target. Hinzu kommt, dass die meisten Brote dann auch noch Milch beinhalten und dadurch für mich raus sind. Am Ende fiel die Wahl dann auf ein weiches (oh Wunder) Körnerbrot (hier: 12-grain bread).
Zwischenstopp bei Chris und Jane um die Einkäufe abzuladen und kurz etwas zu frühstücken, zumindest musste ich das. Glücklicherweise hatte ich noch mein importiertes Brot. Danach ging es für uns drei ins Eden Prairie Center: Helge braucht zwei neue Anzüge. Kurz dazu: Eden Prairie ist ein Vorort von Minneapolis, wie Minnetonka, und hat eine Mall (Einkaufszentrum). Bei der Namenswahl waren sie dann sehr kreativ, ähnlich wie beim EKZHorn (=Einkaufszentrum Horn, Hamburg).
Gestern hatte ich ja schon über unseren Besuch bei Costco berichtet: heute ging es dann zu Sam’s Club in Shakopee. Jan fand neue T-Shirts, Helge und ich neue Socken.
Zwei Hotdogs später (Jan und Helge, jeder eins) ging es zu Goodwill.
Bei Goodwill handelt es sich um eine Second-Hand Kette. Von Möbeln über Schallplatten zu Klamotten und Kaffeemaschinen findet sich hier alles. Aber eben auch nur, was dieser eine Laden dann gerade so hat. Im nächsten Goodwill sieht das Sortiment schon gleich ganz anders aus. Beim letzten Aufenthalt vor 2 Jahren haben wir drei gefühlt jeden einzelnen Goodwill im Umkreis von einer Stunde mitgenommen. Heute hatten wir den Ersten, aber es war bei Weitem noch nicht der Letzte.
Wieder zurück zu Jane und Chris. Da ein Plan fehlte und Helge lediglich auf seinen nächsten Termin wartete, reifte in meinem Kopf ein Gedanke. Draußen schien die Sonne, der Himmel war blau und die Luft klar. „Geh mal wieder laufen!“ Hilfreich war es, den Gedanken einmal laut auszusprechen. Tatsächlich habe ich ihn dann auch umgesetzt und war 4,3km laufen, bei einer Zeit von durchschnittlich 6,35min/km. Dazu anmerken möchte ich, dass es hier echt ziemlich bergig ist. Aber danach hab ich mich super gefühlt und wurde nach einer heißen Dusche so richtig müde. Ich denke, ich werde gut schlafen.
Als ich gerade vom Lauf wieder zurück kam, standen bereits Jan und Helge in der Einfahrt. Helge war eingeladen zum Essen bei seinen „Hosts“. Tatsächlich galt die Einladung uns dreien, allerdings war meine Ernährungsweise im Vorfeld nicht bekannt. Während die beiden also davonzogen, widmete ich mich meiner heißen Dusche.
Was morgen so anliegt: Wir werde nach der Ankunft zum ersten Mal wieder auf unsere Schüler*innen treffen. Außerdem ist ein Ausflug zum Eisfischen auf dem Lake Minnetonka geplant.