DK03 – 04.07.2022

In diese neue Woche starteten wir ein wenig entspannter, als in den Sonntag. Denn wir hatten heute keinen „Termin“ um 10.00 Uhr oder Verabredungen einzuhalten, sondern wollten gegen kurz vor 11.00 Uhr den Zug in Richtung Jelling/Vejle nehmen. Auch das Frühstück reduzierte sich heute auf einen Müsliriegel und einen entkoffeinierten Kaffen für den einen und einen koffeinreichen Kaffee für den anderen. Und so konnten wir gegen 10.15 Uhr gestärkt in Richtung Bahnhof Fredericia aufbrechen, um rechtzeitig am Gleis zu sein und unseren Zug zu bekommen. Aktuell sind in Dänemark auch Sommerferien, entsprechend sind die Züge doch recht voll, aber bislang konnten wir zumindest stets zwei beieinanderliegende Sitzplätze finden, sei es nebeneinander oder gegenüber im Viererabteil. Kurz vor Vejle hatten wir dann auch die Möglichkeit aus dem Zug heraus den Vejle Fjord zu sehen. Das sah schon auch ganz cool aus, auch die Autobahnbrücke sieht beeindruckend aus, macht die Szenerie allerdings auch ein wenig kaputt… Aber mit dem Kanu fühlt sich das dort auf dem Wasser bestimmt nicht schlecht an, allerdings konnte ich die Person im Boot nicht befragen, dafür waren wir zu schnell und sie zu langsam.

Nun fragt ihr euch aber vielleicht, was wir denn eigentlich in Jelling machen wollen oder wofür dieser Ort denn bekannt sei. Am leichtesten lässt sich dies wohl mit mit den folgenden Bildern erklären.

Noch etwas unklar? Vielleicht helfen diese Bilder weiter.

Noch nicht ganz klar? Na gut. Diese beiden Steine sind, wie unschwer zu erkennen sind, beschriftet. Nun mag nicht jede*r fließend im Runenlesen sein, also sei kurz gesagt, was auf den Steinen steht.
Der kleine Stein trägt folgenden Wortlaut: König Gorm errichtete dieses Denkmal für Thyra, seine Frau, die Zierde Dänemarks. Das ist deshalb bedeutsam, da es die erste schriftliche Erwähnung des Namens „Dänemark“ auf dänischen Grund ist. Entstanden ist er vermutlich zwischen 940–955 n.Chr. Gorm war ein dänischer Anführer, der zugleich als erster dänischer König gilt und auf den somit das heutige dänische Königshaus zurückgehen soll.

Der zweite Stein ist wiederum von Gorm Sohn, Harald, verfasst worden. Er trägt über drei beschriebene Seiten hinweg den folgenden Wortlaut: König Harald gebot, diesen Stein zu machen zum Gedenken an Gorm, seinen Vater, und an Thyra, seine Mutter. Der Harald, der (dem) sich ganz Dänemark und Norwegen unterwarf und die Dänen zu Christen machte. Zunächst findet sich die klassische Zuschreibung des eigentlichen Verfassers, darauf folgt die Ehrung von Vater und Mutter und somit das Stellen in eine Ahnenlinie und Tradition des Königshauses, dessen Herrschaft sodann nicht mehr nur Dänemark, sondern auch Norwegen umfasste. Und der wohl bemerkenswerteste und besonderste Hinweis folgt zuletzt: Harald ist es, der die Dän*innen zu Christ*innen machte, also die Christianisierung seines Volkes vollzog. Der Stein wird daher auch als Taufstein Dänemarks bezeichnet.
Entstanden ist der Stein bzw. dessen Inschrift vermutlich zwischen 960 und 985 n.Chr. Besonders ist auch die Darstellung des gekreuzigten Christus, eingewoben in einen Baum des Lebens. Diese „Zeichnung“ findet sich heutzutage übrigens auch in jedem dänischen Reisepass wieder.

Und was hat es nun mit den anderen Bildern von oben zu tun?
Ganz einfach: In Jellingen wurden zwei Vikinger-Hügelgräber errichtet, das älteste ist dabei von 958/9 n.Chr. In dem einem wurde bei Grabungen eine leere Grabkammer entdeckt, die allerdings noch Beigaben hatte und unter dem anderen Hügel fand sich nichts. Was somit zugleich die Frage aufwirft, wofür dann dieser Hügel aufgeschichtet wurde. Um diese Hügel herum aus Steinen der Grundriss eines Schiffs angedeutet (sog. Schiffssetzung), das ca. 356m lang war. Diese Schiffssetzung war wiederum mit Eichen umzäunt, mit einer Gesamtlänge dieser Zaunanlage von 1440m. Beachtlich ist dabei, dass der Nordhügel exakt in der Mitte dieser Anlage liegt. Diese riesige Anlage sollte zum einen die Macht des Königshauses darstellen und zum anderen natürlich auch Dritte beeindrucken.


Und wem das jetzt noch nicht reicht, dem*r sei noch Folgendes gesagt: zwischen den beiden Grabhügeln wurde ca. 1100 n.Chr. eine Kirche gebaut, was sie zu einer der ältesten Steinkirchen Dänemarks macht. Und neben der Kirche sowie um die Grabhügel herum finden sich nunmehr christliche Gräber. Mit anderen Worten also eine frühe Form gelebter Ökumene zwischen Heid*innen- und Christ*innentum.


Bei Ausgrabungen in der Kirche wurden übrigens Gebeine gefunden, die den Vermutungen nach zu König Gorm gehören und aus der leeren Grabkammer in früheren Jahrhunderten entwendet wurden. Die Stelle, an der die Gebeine nun neu beigesetzt wurden, ist mit einem kleinen Silberstich im Kunstwerk auf dem Kirchenboden markiert worden.

Nach unserer eigenen Feldforschung draußen, dem Besteigen beider Grabhügel und einer Unterhaltung von Papa mit einem französischen Paar (auf Französisch) gingen wir ins im Jahr 2000 eröffnete Museum zu dieser Anlage, die noch einmal über die dänischer Vikinger*innenzeit sowie die Entstehungsgeschichte der Anlage Auskunft gab. Auch hier trafen wir noch einmal auf das Paar aus Frankreich.

Die weißen Säulen sollen übrigens den Eichenzaun symbolisieren.

Nach der historischen Erkundung Jellings und somit den Anfängen Dänemarks, ging es für uns nach Vejle. Diese Stadt gehört zu einer der ältesten Seehandelsstädte der jütländischen Ostseeküste – zusammen bspw. mit Aalborg, wo es am Mittwoch für uns hingehen wird. In Vejle haben wir uns zunächst ein wenig die Flaniermeile angeschaut, die in ihrer Art auch an den Stadtkern von Flensburg erinnert.

Anschließend machten wir uns auf die Suche nach einem guten Restaurant, um zum Essen einzukehren. Nach ein wenig hin und her, fiel die Wahl auf das Restaurant Cozy. Hier gab es sogar einen veganen Burger für mich. Super!

Nach dem wirklich leckeren und reichhaltigen Essen gingen wir abermals durch die Stadt, um uns auch die andere Hälfte der Flaniermeile anzuschauen und somit die Stadt noch ein wenig mehr kennenzulernen. Hierbei entdeckten wir auch, dass es in Vejle eine Rathauspassage in unmittelbarer Nähe zum Rathaus gibt. Anders als die uns bekannte Rathauspassage ist diese jedoch überirdisch.

Und was wäre ein Städtetrip ohne den Besuch einer Kirche. Praktischerweise kamen wir bereits auf dem Weg vom Bahnhof in die Stadt (und somit auch auf dem Rückweg wieder) an der Stadtkirche St. Nicolai vorbei, die sogar auch offen war. Und was soll ich sagen, eine wirklich schöne Kirche!

Im Jahr 2019 wurde übrigens die Orgel erneuert und in diesem Zuge auch die Orgelempore auf die gesamte Breite des Kirchenschiffes erweitert. Somit entstanden im Kirchenraum zwei neue Räume, die nun mit dickeren Glasscheiben vom sonstigen Kirchraum abgetrennt sind und sicherlich wunderbar für die Kinderkirche am Sonntag, Konfirmationsunterricht, Kasualgespräche oder andere Gruppen und Angelegenheiten genutzt werden kann.

Und im Hauptschiff der Kirche finden sich übrigens noch zwei Malereien von den Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon höchst persönlich… damit wir uns nicht falsch verstehen, nicht von ihnen selbst gezeichnet, dafür aber (laut Information in der Kirche) von Lucas Cranach dem Jüngeren. Sie sind ein Geschenk der Witwe eines ehemaligen Gemeindepastors aus 1585. Wie die Bilder jedoch aus Wittenberg nach Vejle kamen, ist nicht überliefert.

Nach der Kirchenerkundung ging es für uns wieder zurück nach Fredericia. Am Bahnhof verzichteten wir jedoch darauf, abermals in Richtung Stadtkern aufzubrechen und den Stadtwall abzugehen, was sich – im Hotel angekommen – aufgrund eines heftigen Regenschauers, als die richtige Entscheidung entpuppen sollte.
Nach einem kleinen Abendbrot (wieder das Brot vom Vortag mit entsprechendem veganen Aufschnitt), machten wir uns jedoch noch einmal auf, um die Umgebung unseres Hotels zu erkunden. Sicherlich habt ihr euch beim Lesen des Blogs und dem Bericht eines Stadtwalls schon gefragt, wie sich denn nun Fredericia überhaupt vorzustellen sei. Wir haben keine Kosten und insbesondere Mühen gescheut und euch daher einfach mal einen historischen Nachbau von Fredericia angefertigt, der die Stadtverhältnisse von 1849 im Maßstab 1:10 widerspiegelt. In diesem Sinne, wie Hamburger*innen zu sagen pflegen: Da nicht füa!

Und von hier kommt das Wasser für die Wallanlage, wir haben schließlich an alles gedacht!

Anschließend haben wir noch einen kleinen Spaziergang über eine nahegelegene MountainBike-Strecke und somit ein wenig Wald gemacht und vor der Rückkehr zum Hotel noch einmal eine Hotelkarten-Suche auf den letzten 1000m gestartet.

Und ich muss noch einmal eine Aussage der vergangenen Tage revidieren! In der Nähe unseres Hotels ist kein Teich, sondern ein See… Sorry!

Morgen geht es nun für uns nach Kolding und anschließend an die Nordseeküste nach Esbjerg.

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