PL02 – 25.09.2022

Die erste Nacht und der erste richtige bzw. volle Tag in Kolberg. Die Nacht war soweit gut und auch recht ruhig, obwohl die Ferienwohnungen hier ein wenig hellhörig zu sein scheinen, und die Sonne – zusammen mit einem blauen Himmel – weckte uns am Morgen. Obwohl es draußen ein wenig frisch war, nutzten wir gleich unseren Balkon für ein kleines Frühstück bzw. das erste (und einzige) Heißgetränk des Tages und schmierten uns unsere Tagesration.

Unsere Vermieterin hatte gestern Abend noch erzählt, wie nah der Strand und somit auch die Ostsee von hier aus sei, daher nahmen wir uns eigentlich dieses Ziel als ersten Tagespunkt vor. Allerdings änderte sich die Tagesordnung vor der Abfahrt noch, sodass wir uns auf den Weg nach Kolberg (was eigentlich für nach den Strand geplant war) machten.

In Kolberg haben wir relativ zentrumsnah einen kostenfreien Parkplatz gefunden, in unmittelbarer Nähe zum Fluss Parseta und zugleich direkt gegenüber vom Museum für polnische Waffen.

Nach einer kleinen Orientierung machten wir uns auf den Weg zum Dom von Kolberg, einer gotischen Backsteinhallenkirche mit einem fünfschiffigen Aufbau. Der erster Bau von ca. 1300 bis 1321 schuf eine dreischiffige Hallenkirche, die daraufhin weiter und weiter um Presbyterium, zwei Seitenschiffe sowie den Turmtrakt erweitert wurde. Auch die ursprünglich für sich stehenden zwei Türme wurden über die Jahre hinweg zu einem Turmmassiv miteinander verbunden.

Der Dom selbst ist katholisch, wurde allerdings durch den Sieg der Reformation in Pommern im Jahr 1535 evangelisch, wodurch Emporen in den Seitenschiffen entstanden, sodass mehr Menschen einen Platz finden konnten. Feindlicher Beschuss (bspw. im 30-jährigen Krieg), Stadtbelagerungen sowie die Explosion des nahegelegenen Pulverturms, wurde die Kirche stark beschädigt und erst Ende des 19. Jahrhundert aufwändig saniert. Erneut schwer beschädigt wurde der Dom dann durch den Einmarsch der sowjetischen Truppen im März 1945, woraufhin das Gewölbe des Hauptschiffes einstürzte und die Kirche ausbrannte. In den 1950–60er Jahren wurde der halbzerstörte Dom dann vom o.g. Museum für polnische Waffen für die Ausstellung von Panzern, Kanonen, Kampfflugzeugen etc. genutzt. Der Wiederaufbau erfolgte dann ab 1974, nachdem der Dom wieder der katholischen Kirche übereignet wurde. Übrigens: In der heutigen Gestalt können im Dom bis zu ca. 9.000 Personen Platz finden.

Vor dem Dom findet sich übrigens ein Denkmal, das u.a. Papst Johannes Paul II. Bolesław Chroby (1 König von Polen), König Otto III. sowie Papst Benedikt XVI. zeigt. Ersterer erhob den Kolberger Dom in den Rang einer sog. Basilica minor, also einer kleineren Basilika; das ist ein seit dem 18. Jahrhundert ein besonderer Ehrentitel, den der Papst einem bedeutenden Kirchgebäude verleihen kann, wodurch die Bindung des Gebäudes an den römischen Bischof gestärkt und die besondere Bedeutung der Kirche für das Umland hervorgehoben werden soll. Benedikt XVI. ist einfach als dessen Nachfolger mit aufgenommen. König Otto III., der im Februar/März 1000 nach Gnesen kam, um um Bischof Adalbert von Prag zu trauern. Kurz nach seinem Aufenthalt wurde die Kirchenprovinz Gnesen eingerichtet, u.a. mit dem Bistum Kolberg.

Da im Dom noch Messe gefeiert wurde, konnten wir noch keine vollständige Besichtigung „durchführen“ und verschoben diesen Tagesordnungspunkt auf ca. 14.00 Uhr, wenn hierfür ein freies Zeitfenster im Mess-Plan des Doms vorgesehen war. Und so zog uns unser Weg über das Rathaus von Kolberg…

… zum Ostseestrand…

… und von dort zur Kolberger Seebrücke, die mit ihren 220m die zweitlängste Betonseebrücke Polens ist. Für die Begehung mussten wir uns sogar Tickets kaufen, mit den ermäßigten Preisen waren wir hier mit ca. 1,25€ (insgesamt für beide Personen) doch recht günstig dabei.


Nach der Seebrücke gingen wir entlang der Strandpromenade in Richtung des Leuchtturms. Hier kamen wir zunächst noch am Denkmal der Vermählung Polens mit dem Meer vorbei, das 1963 eingeweiht wurde. Es erinnert an den Versailler Vertrags von 1920, in dem der Polnische Korridor geschaffen wurde, wodurch Polen einen Zugang zur Ostsee erhielt. Die polnische Regierung nahm dieses denkwürdige Ereignis zum Anlass, um Polen mit dem Meer „zu vermählen“. Bei dieser symbolischen Handlung, an der auch ranghohe Regierungsvertreter teilnahmen, wurde ein Ring in die Wellen geworfen. Im März 1945 wurde dieses Ritual wiederholt, nachdem sowjetische und polnische Truppen die Stadt Kolberg befreit hatten.

Es ging weiter zur Hafeneinfahrt, an der sich auch der Leuchtturm von Kolberg befindet. Bei ihm handelt es sich um das „eigentliche Wahrzeichen“ der Stadt. Er ist 26m hoch und sein Lichtkegel reicht bis zu 30km weit. In seiner heutigen Gestalt entstand der Leuchtturm nach dem 2. Weltkrieg, obgleich dessen Grundmauern sich auf das 16. Jahrhundert zurückdatieren lassen.

Hier lagen auch einige Schiffe, mit denen eine Rundfahrt vor der Küste Kolbergs gebucht werden kann, darunter bspw. ein Schiff, das sowohl eine Piratenflagge als auch ein Kreuzfahrer-Segel hatte, eine ehemalige Fregatte bzw. ein Jagdboot sowie ein stilisiertes Vikinger:innenboot.

Entlang der Hafeneinfahrt gingen wir dann zur sog. Salzinsel, einem Stadtteil von Kolberg, auf der sich auch der Yachthafen von Kolberg befindet. Unmittelbar im Yachthafen findet sich auch eine ehemalige Festungsanlage von Kolberg, die erst 1770–1774 errichtet wurde, um den Hafen und die dahinterliegende Stadt vor feindlichen Kräften zu schützen. Auf dem Weg dorthin konnten wir auch noch einen Blick auf den Dom werfen, na, wer erkennt ihn?

Hier ist Festungsanlage und der Yachthafen.

Von der Spitze der Salzinsel ging es dann zur Salzquelle. Aufgrund der Gewinnung von Salz erhielt die Insel ihren Namen und führte zur Gründung und Niederlassung von insgesamt 36 Salzsiederein führte. Die Produktion wurde allerdings 1860 eingestellt, da die Salzproduktion im Vergleich zum Weltmarkt zu teuer war. Die öffentliche Salzquelle befindet sich Nahe der zweiten Parsęta-Brücke und weist einen Salzgehalt von 0,5 auf. Damit ist zwar weniger Salz enthalten, als im Meerwasser (2), dafür ist das Wasser jedoch sauberer und somit deutlich besser dafür geeignet, um bspw. Gurken einzulegen. Und wir können euch sagen: Das Wasser ist wirklich sehr salzig!

Nach der Salzquelle machten wir uns wieder auf in Richtung des Doms, da nun die Messen eine Pause einlegten und wir somit die Räumlichkeiten besichtigen konnten. Ein wahrlich atemberaubendes Kirchengebäude, eine Vielzahl von Beichtstühlen, drei Altäre, ein großer siebenarmiger Leuchter, Tafeln mit Erklärungen und insgesamt einem schönen Geruch von Weihrauch. Aber die Bilder sprechen vermutlich für sich selbst:

Und da ich noch eine weitere Festung sehen wollte, mussten wir (sehr zum Leidwesen von 50% der Reisegruppe) von ca. 2,7km zu einer ehemaligen Festungsanlage gehen – und natürlich am Ende auch wieder zurück. Tatsächlich war diese Anlage dann nicht so wirklich überzeugend und brachte nicht das erwartete Ergebnis, aber wir konnten zumindest eine angenehme kurze Rast an der Ostsee machen.

Zurück auf dem Weg zum Auto kamen wir noch am ehemaligen Luntenturm vorbei, gingen durch eine kleine Einkaufsstraße und entdeckten ein Kreuz am Wegesrand.

Und eine Kirche, die ich in der Straße vom Dom entdeckt hatte, entpuppte sich als ehemaliges evangelisches Diakonis Kloster, das mittlerweile aber auch katholisch ist. Allerdings war die Kirche verschlossen, sodass wir nur durch das Fenster in der Tür ein Foto machen konnten.

Und kurz vor unserer Abfahrt konnten wir noch eine halbwegs geöffnete Santander-Bank aufsuchen, sodass wir Geld für unsere Unterkunft, die wir in Bar bezahlen müssen, abheben konnten. Und auch andere Dinge in Bar zahlen können – Lukas fragt, was das denn sei, Anna meint: Alles. Und ergänzt noch: „Hashtag: Nur Bares ist Wahres“ oder #NurBaresIstWahres.
Aber auch hier gab es nochmal einen Blick auf den Dom.

Und nach der erfolgreichen Geldabhebung wollte ich dann noch eine andere Kirche besichtigen, die allerdings noch einmal ca. 2,4km entfernt sein sollte… diese Strecke durften wir dann nicht zu Fuß gehen, denn wir waren ja schon zu Fuß zur Festung und wieder zurück.. daher verbanden wir die letzte Kirchenbesichtigung des Tages mit der Rückfahrt zur Unterkunft mit dem Auto.

Aber es ist nicht nur irgendeine Kirche, sondern zugleich das wohl älteste Gebäude von Kolberg, im Altstadtkern der Stadt – wobei sich auf jeden Fall über diese Aussage streiten lässt, denn so viel ist da irgendwie nicht mehr…
Na ja… zumindest wurde dieses Kirchengebäude erstmals 1222 in Dokumenten erwähnt und ist somit (oben geschrieben) das wohl älteste Gebäude. Der rechteckige Ziegelbau im Stil der Romantik wurde im 15. Jahrhundert ausgebaut: Eine Apsis kam hinzu und der Stil wurde gotisch, mit Spitzbogen-Portalen. An den Seiten sind noch die alten Eingangsportale erkennbar, die damals nötig waren, da Frauen und Männer getrennt in die Kirche eintreten sollten.

Unmittelbar in der Nähe zur Kirche, oder aber 240m entfernt (je nach eigenem Verständnis von „unmittelbar daneben“), findet sich ein altes Schloss. Mein letzter Informationsstand war, dass sich dort mittlerweile ein Hotel drin befindet.. diese Info scheint veraltet zu sein, da das Gelände doch recht heruntergekommen ausschaut. Wir konnten auch hier wieder nur ein Foto vom Zaun am Beginn der Auffahrt machen – und liefen anschließend 240m zurück zum Auto.

Auf dem Rückweg zur Unterkunft ließen wir eine Abbiegung aus, um nun zum Tagesabschluss noch einmal an die Ostsee zu fahren. Tatsächlich gibt es hier an den Landstraßen immer wieder kleinere Parkplätze, die dann kleine Wege durch den Fichtenwald haben und zur Ostsee führen – nachdem ein Deich überwunden wurde. Während der Anblick der Ostsee in Kolberg schon wirklich toll war, bot sich hier noch einmal ein viel unberührterer Eindruck.

Hier bin ich dem Wasser auch ein wenig zu nahe gekommen, sodass meine Schuhe von einer Welle erwischt wurden. Aber da wir anschließend direkt zur Unterkunft fuhren, war dieses kleine Missgeschick nicht allzu schlimm.

Und wer sich nun gefragt hat, weshalb ich ab und an die jeweiligen Distanzen so genau benannt habe, möge hier eine Lösung finden: Insgesamt sind wir an diesem Tag 19km zu Fuß unterwegs gewesen, eine ganz gute Leistung, würde ich sagen.
Der Abend endet heute recht früh bei uns, denn morgen geht es früh aus dem Haus. Wir wollen weiter in Richtung Osten fahren, in die Nähe von Leba. Hier befindet sich ein Nationalpark sowie eine Wanderdüne, aber dazu dann im nächsten Beitrag mehr. 🙂

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