PT05 – 03.07.2023

Der fünfte Tag der Reise, der vierte volle Tag auf Madeira.

Heute ging der Wecker irgendwie früher.. aber ich glaube, dass das nur so ein Gefühl ist/war und er die letzten Tage einfach erst später klingelte…

Beim Frühstück hatten wir heute leider abermals kein Glück und musste mit einem Tisch in zweiter Reihe Vorlieb nehmen, der nur einer Person von uns den Blick auf den Atlantik ermöglichte. Heute durfte ich diesen Blick genießen.

Nachdem wir gefrühstückt hatten, machten wir uns auf den Weg in die Hauptstadt der Insel, Funchal. Heute sollte es mit der Seilbahn nach oben gehen, zum Tropischen Garten sowie der Kirche, in der der letzte Kaiser Österreichs aufgebahrt liegt. Hierfür mussten wir erst einmal wieder auf den Bus warten, dabei entstanden diese Bilder von unserer Hotelanlage.

In der Stadt angekommen, mussten wir leider feststellen, dass wir nicht die einzigen waren, die heute die Idee hatten, auf den Berg zur Stadt Monte hochzufahren. Vermutlich dachten sich Viele – wie auch wir -, dass sich der Ausflug am Wochenende nicht lohnen würde, da dann ggf. auch Einheimische aus anderen Teilen der Insel kommen könnten. Also standen wir für eine ganze Weile an und wurden sogar noch von einer Großfamilie „überholt“, da die sich einfach in die Schlange drängelte. Aber vor der Gondel konnten wir die Familie dann wieder ganz legal überholen, da wir als Zwei-Personen-Reisegruppe eben noch dabei helfen sollten, eine Gondel zu komplettieren. Lustigerweise waren wir dann insgesamt sechs Personen aus Deutschland in der Gondel.

Aus der Gondel heraus, die insgesamt 560 Höhenmeter zurücklegt, hatten wir einen guten Ausblick über Funchal und die Bucht.

Hier eine wirklich sehr gute Immobilie. Zentrumsnah und viel Raum für kreative Gestaltung: 1200,00 €/Monat (kalt).

Hier noch einmal eine Levada.

Hier der Ausblick von oben auf die Bucht.

Von der Bergstation dieser im Jahr 2000 gebauten Doppelmayr-Seilbahn (mit insgesamt 39 Kabinen/Gondeln) machten wir uns natürlich auf den Weg zur Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Monte, denn wer fleißige:r Leser:in dieses Blogs ist, weiß, dass ich Kirchengebäude wirklich sehr interessant finde.

Von der Kirche, die auf einem Plateau gebaut ist, bietet sich auch ein wirklich sehr schöner Ausblick auf die Bucht von Funchal.

Vor der Kirche trafen wir jedoch zunächst auf die Korbwagen, die mit eines der bekanntesten Attraktionen von Madeira sind – zumindest wird es so gesagt. Diese Korbwagen entstanden im 19. Jahrhundert und wurden von der Bevölkerung von Monte (auf über 500 m) genutzt, um relativ schnell in die Innenstadt von Funchal zu kommen – sie waren also ein öffentliches Verkehrsmittel. Heutzutage wird hierfür jedoch das Auto genutzt. Die Korbwaren sind jedoch geblieben und dienen nun als Tourist:innenattraktion und werden von spezialisierten Handwerker:innen und Zimmerleuten aus Weiden und Holz hergestellt. Anschließend fahren sie den Hang hinunter. Dabei wird der „Wagen“ von zwei Menschen bedient, sog. Carreiros, deren Arbeitskleidung wie folgt aussieht: weißes Hemd und weiße Hose, Strohhut und Stiefel mit dicker Gummisohle, um während der 2 km langen Abfahrt den Korb zu bremsen und zu steuern.

Und hier die Preisgestaltung für dieses Vergnügen.

Nun aber wieder zurück zur Kirche. Neben dem tollen Ausblick findet sich hier auch eine Statue, die an „Kaiser Karl I. von Österreich, König Karl IV. von Ungarn“ erinnert.

Die Kirche selbst wurde ab dem Jahr 1741 erbaut, allerdings zerstörte ein Erdbeben im Jahr 1748 den Neubau, sodass es zum zweiten Neubau kam und dazu führte, dass die Kirche Igreja de Nossa Senhora do Monte (Kirche von »Unsere Lieben Frau von Monte«) erst am 20. Dezember 1818 geweiht werden konnten. Allerdings scheint die Liebe Frau an diesem Ort bereits schon vor dem Bau dieser Kirche verehrt worden zu sein – dies lässt sich in etwa bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts zurückverfolgen.

Vor dem Eingangsportal findet sich sogar ein Kerzenständer, in dem sich echte Kerzen befinden!

Ein erster Blick in das innere der Kirche offenbart den Blick auf den Hauptaltar, der von zwei Nebenaltären gerahmt ist.

Auf dem Hauptaltar ist die Jungfrau Maria zu sehen, vermutlich in der Szene ihrer Himmelfahrt.

Der linke Nebenaltar Altar do Sagrado Coração de Jesus (dt.: Altar des Heiligsten Herzens Jesu).

Der rechte Nebenaltar Altar da Vera Cruz (dt.: Altar des wahren Kreuzes).

Außerdem hat die Kirche zwei Seitenkapellen. Zu ihrer linken die Capela do Imaculado Coração de Maria (dt.: Kapelle des unbefleckten Herzens von Maria).

Und zu ihrer rechten die Capela do Santíssimo Sacramento (dt.: Kapelle des Allerheiligsten Sakraments).

Die Kanzel.

Und links der Capela do Imaculado Coração de Maria sowie der Kanzel befindet sich die Grabkapelle für Kaiser Karl I.

Und natürlich findet sich noch mehr, was auf den Kaiser hinweist.

Hier nun ein paar Bilder zur Grabeskapelle.

Aber wie kommt es nun, dass der letzte Kaiser Österreichs hier auf Madeira liegt? In aller Kürze zusammengefasst: Mit dem Ende des 1. Weltkrieges endete zugleich auch das „Zeitalter der Monarchie“. Als am 9. November 1918 der deutsche Kaiser Wilhelm II. abdankte bzw. seine Abdankung bekanntgegeben wurde, schien auch ein Ausscheiden Karl I. aus seinem kaiserlichen Amt unausweichlich. Am 11. November 1918 wurde Karl I. von den Ministern seiner letzten Regierung mehr oder minder dazu „genötigt“, »auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften« zu verzichten sowie seine Regierung aufzulösen. Im entsprechenden Manifest wurde u.a. auch das Wort „Abdankung“ gemieden und stattdessen von einer „Verzichtserklärung“ gesprochen. Am Abend des o.g. Tages unterschrieb Karl I. das Dokument und sicherte in diesem zugleich zu, dass er »die Entscheidung an[erkenne], die Deutschösterreich über seine künftige Staatsform […]« treffe. Wenige Tage später erklärte er auch gegenüber Ungarn seinen Verzicht. Zwar versuchte Karl I. später in beiden ehemaligen Herrschaftsgebieten noch einmal wieder an die Macht zu kommen, scheiterte hiermit jedoch. Die neue Republik Österreich bot drei Wege, wie mit dem ehemaligen Kaiser (und seiner Familie) umzugehen sei: 1) Kaiser und Familie verzichten gänzlich auf alle Rechte und leben fortan als gewöhnliche Bürger:innen; 2) Sofern die Abdankung verweigert wird, muss der Kaiser und seine Familie ins ausländische Exil; 3) Falls beide Möglichkeiten verweigert werden, muss mit einer Internierung gerechnet werden.
Zunächst ging Karl I. in die Schweiz ins Exil, von wo aus er versuchte, in Ungarn wieder an die Macht zu kommen, vergeblich. Nach einer Internierung in einer Abtei in Ungarn, wurde er durch britische Schiffe übers Schwarze Meer nach Madeira gebracht. Dort starb er im Jahr 1922 an den Folgen einer Lungenentzündung. Während seine Frau Zita später versuchte, ihn in die Familiengruft nach Österreich zu überführen – dem die Regierung Österreichs trotz des Habsburgergesetzes zustimmte – wurde diese letztlich nie umgesetzt, da sein Sohn Otto ihn nicht von Madeira holen wollte, auch aus Dankbarkeit den Menschen gegenüber, die Karl in seinen letzten Lebensmonaten sehr geholfen hatte. 2004 wurde Karl I. von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen, hierdurch hat seine Begräbnisstätte eine noch größere Bedeutung für die hiesige Bevölkerung erhalten und eine Überführung wäre nun Aufgabe der Kirche.

Nach diesem kleinen und schnellen Geschichtsexkurs, kommen hier nun noch ein paar Bilder aus der Kirche.

Natürlich gab es auch hier wieder elektronische Kerzen.
Hier die Preistabelle:
0,20 € –> eine Kerze
0,50 € –> zwei Kerzen
1,00 € –> fünf Kerzen
2,00 € –> acht Kerzen
5,00 € –> 12 Kerzen
10,00 € –> 24 Kerzen
20,00 € –> 48 Kerzen

Dazu gibt es noch folgendes Gebet:

Lieber Gott, sei diese Kerze, dass Licht das mich erleuchtet in meinen schwierigen Entscheidungen. Diese Licht soll mein Stolz und meine Fehler reinmachen und mein Herz erwärmen. Da ich nicht lange hierbleiben kann, erkenne diese Kerze als ein Stück von mir, dass ich dir schenk. Und hilf mir so mein Gebet in meiner täglichen Arbeit zu erweitern.

Ich finde ja, dass das Gebet deutlich besser passen würde, wenn es echte Kerzen wären… aber nun denn.

Hier noch ein paar weitere Eindrücke, die oberhalb/hinter der Kirche entstanden.

Nach der Kirche von Monte sind wir noch zu der Seilbahn gegangen, die zum Botanischen Garten führt.

Und dort gab es wieder eine Kirche, in die ich dann natürlich auch rein wollte.

Mit einem wirklich sehr interessanten Altarkreuz.

Und natürlich auch hier: Was wäre bloß eine katholische Kirche ohne einen elektronischen Kerzenautomaten…
Ich war ja tatsächlich kurz versucht, den Stecker zu ziehen und zu schauen, was beim Wiedereinstecken passieren würde… gibt es einen „Ladebalken“, bei dem jede Spalte an „Kerzen“ aufleuchtet? Geht die leuchtende „Kerze“ danach wieder an?
Allerdings erblickte ich noch rechtzeitig genug, dass es dort eine kleine Kamera gab… entsprechend entschied ich mich gegen meinen Versuch.

Danach ging es mit der Gondel wieder bergabwärts.

Na, wo sind wir?

Auf dem Heimweg stoppten wir noch bei einem Supermarkt, um uns neues Wasser zu kaufen.

Abends sind wir dann in einer weiteren Strandbar bzw. einem Restaurant am Strand zum Essen gegangen. Hier gab es tatsächlich auch vegane Gerichte für mich. Allerdings war das Curry bereits ausverkauft, sodass ich mich für Nudeln entschied.

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