Vom Osten weiter in den Süden. Das sollte heute unsere Route sein. Denn nicht nur unsere Reisezeit endet sich nun langsam schon dem Ende, sondern auch die Ringstraße 1 ist schon bald mehr oder weniger einmal in Gänze abgefahren.
Doch zunächst der Bericht zur Nacht. Unser Zimmer hatte eine elektrische Heizung, die anscheinend auf einer niedrigen Stufe eingestellt war – einen Regler zum Verändern hatte ich bei der ersten Besichtigung nicht unmittelbar finden können. Und so wurde es mit Stunde um Stunde immer Kälter in unserem Zimmer, denn auch draußen wurde es kalt, richtig kalt. Gegen 1.30 Uhr konnten wir dann die Heizung doch noch einmal neu einstellen und es wurde allmählich wärmer – doch am Ende war es zu warm, sodass es zu den frühen Morgenstunden hin, beinahe einer Sauna glich. Die Nacht war hierdurch weniger erholsam, als zuvor. Das liegt nicht unbedingt an der Unterkunft, sondern kann auch auf uns bzw. mich zurückzuführen sein, der eben zunächst den Regler nicht fand und später die Temperatur bzw. die Heizleistung zu hoch einstellte.
Zum Frühstück gab es für mich abermals Brot und Marmelade, dazu einen Kaffee und ein paar Stücke Apfel, die allerdings nicht auf dem Foto mit drauf sind.
Gegen 11.00 Uhr machten wir uns dann auf den Weg. Unser erstes Ziel auf den Weg in den Süden lag in beinahe unmittelbarer Nähe zu unserer Unterkunft, der sog. Diamond Beach.
Diamond Beach
Der Name Diamond Beach lässt darauf schließen, was sich hier beobachten oder vielleicht sogar finden lässt?
Ein schöner Gedanke, aber nein, Diamanten lassen sich hier nicht finden. Aber der Strand ist keine Diamanten-Fundgrube. Der Name kommt daher, dass entlang des Strandes Eisberge vorbeiziehen. Von diesen brechen immer mal wieder Stücke ab, die dann an Land gespült werden und bei dem richtigen Lichteinfall der Sonne funkeln, wie Diamanten.
Heute war das Wetter jedoch eher regnerisch bzw. verschneit und daher funkelte hier eher gar nichts. Dennoch war es toll, die großen Eisberge und -schollen im Wasser zu sehen.
Svínafellsjökull
Bevor wir weiterfuhren, mussten wir für einen Moment im Auto erst einmal auftauen, denn es war wirklich kalt am Diamond Beach. Aber manchmal muss mensch ja für die schönen Dinge leiden… (irgendwie ein doofes Sprichwort…)
Dann setzten wir die Reise fort. Unser nächstes Ziel sollte nichts anderes sein, als eine Kirche. Doch wurden wir auf dem Weg mal wieder von der Natur aus dem Konzept gebracht, denn wir sahen zwei Gletscherzungen. Und wie es der Zufall wollte, gab es sogar einen Schotterweg der uns zu einer von ihnen näher bringen sollte – also schlugen wir das Lenkrad ein und fuhren zum Parkplatz.
Und tatsächlich erwischten wir einen guten Moment, in dem der Regen gerade ein wenig nachgelassen hatte, sodass wir aussteigen und ein wenig „wandern“ konnten. Auf das, was wir dann sehen sollte, waren wir jedoch nicht vorbereitet.
Die rohe Gewalt einer Gletscherzunge. Und nicht nur irgendeiner, sondern die Gewalt der Gletscherzunge Svínafellsjökull. Sie gehört zum Vatnajökull. Hierbei handelt es sich nicht nur um den größten Gletscher Islands, sondern auch um den größten Gletscher Europas, der sich außerhalb des Polargebietes befindet. Er ist 8.100 qm groß nimmt somit 8 % der Fläche Islands ein. Nur zum Vergleich: Hamburg ist 755 qm! Außerdem kommt diese Gletscherzunge vom Hvannadalshnúkur, dem höchsten Berg Islands mit 2.110 m Höhe, der zugleich ein aktiver Vulkan ist.
Übrigens, die dunklen Schichten im Eis stammen von Vulkanausbrüchen.
Und: Wie für einen Gletscher üblich, ist auch dieser stets in Bewegung, dabei bewegt sich die Eismasse bis zu 1 Meter pro Tag!
Kirkjubæjarklaustur
Unser nächster Halt sollte, wie bereits angekündigt, eine Kirche sein. Das besondere an dieser Kirche, die in dem Ort Kirkjubæjarklaustur liegt, ist, dass sie im Gedenken an eine sog. »Feuerpredigt« des Predigers Jón Steingrímssons geweiht wurde.
Was hat es damit auf sich?
Jón Steingrímssons lebte von 1728 bis 1791 auf Island und war ein lutherischer Geistlicher. Seit 1778 wirkte er als Pastor in Kirkjubæjarklaustur und bekam als solcher unmittelbar den Ausbruch der Lakagígar, einer Krater-Kette, in den Jahren 1783 und 1784 mit. Der Ausbruch dieses Vulkansystems hatte nicht nur lokale sondern auch globale Folgen. Doch die Details werde ich hier nicht in Gänze wiedergeben.
Zurück zu den Feuerpredigten: Der Fluss Skaftá, der in der Nähe von Kirkjubæjarklaustur verläuft, trocknete drei Tage nach Beginn der Eruptionen aus. Normalerweise strömen hier 100 Kubikmeter/Sekunde an Wasser durch den Fluss. Am vierten Tag begann Lava durch das Flussbett zu fließen, für die folgenden 45 Tage. In dieser Zeit füllte der Lavastrom die 100 Meter tiefe Schlucht sowie den 27 Kilometer langen Flußlauf gänzlich aus.
Am 20. Juli 1783 soll Jón Steingrímssons nun eine Predigt in der Kirche gehalten haben, obgleich sich der Lavastrom unmittelbar auf diese zubewegte. Während der Predigt soll nun der Lavastrom versiegt sein, wodurch sowohl die Kirche als auch die Gemeinde verschont wurde. 1788 veröffentlichte Jón seine Predigten zusammen mit naturwissenschaftlichen Beobachtungen/Beschreibungen der o.g. Katastrophe. Ein isländischer Geologe schrieb 1925 über diese Berichte, dass sie die besten und ausführlichsten zum genannten Ausbruch seien.
Jón Steingrímssons ist auf Island als eldklerkur bekannt, was Feuerprediger heißt.
An dem Ort ist auch noch interessant, dass hier angeblich bereits vor der sog. Landnahmezeit (874–930 n.Chr.) irische Mönche gelebt haben sollen. Solche Berichte finden sich in verschiedenen Werken über die Geschichte Islands, doch konnte bislang nie archäologische Hinweise hierfür gefunden werden.
Und P.S.: Die Kirche war natürlich nicht offen!
Sólheimahjáleiga
Nach Kirkjubæjarklaustur ging es für uns weiter. Nun bereits schon weiter in Richtung Westen, sodass wir uns nun gefühlt im südlichen Mittelteil Islands befinden. Auf der Autofahrt (den gesamten Tag über) begleiteten Regenschauer und Schneeschauer unsere Fahrt, dazu starke Seitenwinde, die dazu führten, dass ich das Lenkrad über längere Wege hinweg stets leicht zur Seite neigen musste, um überhaupt geradeaus fahren zu können. Das war also auch ein wirkliches Abenteuer.
Unser neues Hotel ist ganz nett, wieder recht abgeschieden, aber ein wenig modern. Wir haben ein Zimmer in einem Gemeinschaftshaus. D.h., es gibt mehrere Zimmer, die in einer Art Landhaus zusammen sind und jeweils ihr eigenes Badezimmer haben; dazu gibt es noch einen Gesellschaftsraum mit Kühlschrank, Mikrowelle und Spüle.
Unser Abendessen haben wir auch hier im Hotel eigenen Restaurant eingenommen, es gab sogar eine echte vegane Alternative. Zusammen mit dem Abendessen aus dem ersten Hotel, war dies nun eines der besten Abendessen bislang hier auf Island.
Morgen geht es für uns weiter nach Westen und gleichzeitig wieder ein bisschen weiter nördlich. Unser Ziel ist ein Geysir, also auch eine der Sehenswürdigkeiten, für die Island eben auch sehr bekannt ist. Ich werde berichten.