Die erste Nacht in Dänemark verlief ohne nennenswerte Ereignisse, was für eine Nacht ja doch eigentlich ganz gut ist. Einzig zu „bemängeln“ ist, dass auch hier die Hitze in der Nacht im Zimmer stand – trotz eines geöffneten Fensters. Die Decken in unserem Bett sind dabei auch keine großen Hilfen, da sie doch etwas dicker und somit wärmender sind, als es vielleicht eine dünne Sommerdecke war. Nun denn.
Um 9.15 Uhr machten wir uns in Richtung Kirche auf den Weg. Wie es sich für zwei Hamburger gehört, suchten wir uns natürlich auch hier die entsprechende „Dorfkirche“ raus, die den leicht zu merkenden Namen „St. Michaelis“ trägt. Tatsächlich ist sie von innen ebenfalls weiß, wie der Hamburger Michel, aber das war es dann auch schon. Aber dazu später mehr.
Auf dem Weg zur Kirche wollten wir nun den Weg entlang der Hauptstraße nehmen, um kurz bei Lagkagehuset zu stoppen und uns etwas fürs Frühstück auf die Hand zu holen. Viel vegane Auswahl hatten sie dann leider doch nicht – zumindest, was die süßen Speisen anging – und somit entschieden wir uns für insgesamt drei sog. HINDBÆRSNEGL, also Himbeeren-Schnecken bzw. eigentlich Himbeer-Plundertaschen, denn die Grundlage ist ein sog. Wienerbrød.
Exkurs: Wienerbrød hat nur indirekt etwas mit der österreichischen Stadt Wien zu tun. Denn an und für sich handelt es sich hierbei um ein dänisches Wort, das Plunderteilchen/-taschen bezeichnet. Das Grundrezept für diese dänische Speise stammt jedoch von einem dänischen Konditor, der einst in Wien lebte und arbeitete und dieses Rezept von dort nach Dänemark mitbrachte.
Wie auf dem Bild zu sehen, handelt es sich bei der HINDBÆRSNEGL um einen kleinen Strudel. In der Mitte findet sich eine Himbeercreme (mit Himbeeren), garniert mit Mandelsplittern und einer kleinen Grundlage mit Marzipan. Lecker und reichhaltig.
Nun aber schnell weiter in Richtung Kirche, denn nun war es bereits 9.35 und der Gottesdienst sollte um 10.00 Uhr beginnen.
Um ein wenig Abwechslung reinzubringen, sind wir also nicht den (Rück-)Weg vom vorigen Abend gegangen, der an der Kirche vorbeiführte, sondern haben uns ein wenig anders orientiert. Dies führte dazu, dass wir über einen kleinen Parkfriedhof eilten, die Wallanlagen hinab- und wieder hinaufstiegen, anschließend über den Friedhof von St. Michaelis eilten, dann einmal die Kirche umrundeten und somit pünktlich um 9.59 Uhr die Kirche betraten und um 10.00 Uhr unsere Plätze einnahmen.
Wie auf dem Bild zu erkennen, ist der Kirchenraum hier sehr hell gestaltet, ein Kruzifix hängt an der Seite und der Altar hat eine etwas „modernere“ Zeichnung dieser Szene. Der Altarraum ist durch einen Metallzaun abgetrennt, vor dem sich Kniekissen befinden, um das Abendmahl zu empfangen. Links und rechts vor dem Altarraum befinden sich zwei Monitore, die jeweils die aktuelle Liturgie oder die jeweilige Liednummer anzeigen, auch Vaterunser, Glaubensbekenntnis etc. werden hierüber angezeigt. Auf dem obigen Bild ist der Priester – wie hier auch die evangelischen Pastoren heißen – in Talar mit Mühlsteinkragen zu sehen. Für die Abendmahlsliturgie (nächstes Foto) wird sich jedoch um- und ein Messgewand angezogen. Das Abendmahl wird von der Gemeinde kniend empfangen, hierbei bei Hostien und silberne Einzelkelche verwendet, die noch nicht gefüllt sind. Stattdessen hat der Hauptkelch nämlich einen kleinen „Schnabel“, um tropffrei ausschenken zu können, somit trinken letztlich also alle irgendwie aus einem Kelch und doch auch nicht.
Um noch rechtzeitig unseren nächsten Zug in Richtung Odense (Betonung auf der ersten Silbe, also Oo-dense), verließen wir den Gottesdienst ca. 5min vor Ende, sodass wir lediglich mit dem Segen nach dem Abendmahl in den verbleibenden Sonntag und die neue Woche gingen. Am Bahnhof angekommen stellten wir dann allerdings fest, dass unser Zug leider ein wenig Verspätung hat; somit hätten wir ggf. doch noch ein wenig bleiben können, aber das kann ja vorher auch niemand so richtig wissen.
Mit dem Zug ging es dann vom europäischen Festland auf die Insel Fyn (dt. Fünen), auch wieder ganz ohne fliegen – wie Züge das eben so machen. In Odense stiegen wir dann aus, um mit einem nachfolgenden Zug nach Korsør zu fahren. In Korsør ist an und für sich nichts besonderes mehr, da der Ort beinahe ausgestorben ist. Grund hierfür ist der Bau der sog. Storebæltsbroen mit Fertigstellung und Eröffnung im Jahr 1998. Diese Brücke, die über die Meerenge „Großer Belt“ geht und somit die Inseln Fyn und Sjælland (dt. Seeland) miteinander verbindet, führte dazu, dass der hier vorher stattfindende rege Fährverkehr ausblieb und somit auch die Einnahmen in Korsør fehlten.
Die Storebæltsbroen ist insgesamt 13.401m lang, wobei ihre längste Stützweite sie mit 1624 zur längsten Hängebrücke in Europa und zur drittlängsten der Welt macht. Allerdings fahren nur die Autos über diesen hängenden Brückenabschnitt, da die Steigung zu groß ist für die Züge. Diese fahren stattdessen durch einen parallel verlaufenden Tunnel. Und: Am 2. Juli 2022 fuhr übrigens die Tour de France über diese Brücke!
Besonders beeindruckend ist, dass aus dem Zug heraus mit Blick Richtung Norden nur noch das Meer zu sehen ist.
Bevor wir übrigens in Korsør wieder in den Zug in Richtung Odense gestiegen sind, haben wir noch Annemarie am Gleis getroffen, die mit uns durch Odense gehen wollte. Ihre Enkelin Victoria hatte allerdings keine Zeit, sodass wir nur zu dritt blieben. Und so traten wir gemeinsam die Rückfahrt über die Storebæltsbroen nach Odense an. Dort angekommen, gingen wir ein wenig durch die Altstadt bis zum Café Vivaldi (allerdings spielten sie keine entsprechende Musik) und aßen dort zu Mittag. Vegane Gerichte gab es auch hier leider nicht, aber sie boten an, von den vegetarischen Gerichten einfach das nicht-vegane wegzulassen. Deshalb entschied ich mich für einen Salat (als Kontrast zu den Pommes vom Vortag), in der veganen Variante fehlten hier der Feta-Käse sowie das Honig-Senf-Dressing, übrigens ersatzlos. Was für den Feta nicht so schlimm ist, auf der anderen Seite allerdings für einen etwas trockeneren Salat sorgte. Und anstelle dann bspw. die Süßkartoffeln aufzustocken, fiel ihre Anzahl doch relativ niedrig aus – weniger als ich generell angenommen hatte.
Nach einer ausgedehnten Mittagspause sind wir noch einmal in den Stadtkern gegangen, kamen am Rathaus vorbei,
und gingen in den St. Knuds Dom zu Odense, der zugleich die Bischofskirche im Bistum Fyn/Fünen ist. Den Namen hat der Dom dadurch bekommen, dass am 10. Juli 1086 König Knud IV. zusammen mit 17 Gefolgsleuten in der nahegelegenen Albani-Kirche erschlagen wurde. Vierzehn Jahre nach der Ermordung erfolgte die Heiligsprechung. Von außen überzeugt der St. Knuds Dom übrigens durch seine allseits bekannte Backsteingotik.
Der Aufgang zur Kanzel war übrigens offen (aber ich bin nicht hochgegangen, versprochen!).
Und nach dem St. Knud Dom haben wir natürlich noch die bereits erwähnte nahegelegene Albani-Kirche besucht, die allerdings ein bisschen weniger eindrücklich war.
Nach einer Rundfahrt mit der erst in diesem Jahr eröffneten neuen Straßen- bzw. Stadtbahn – ich vermute, dass eher letzteres zutreffen ist – in Odense, kehrten wir an den Ausgangsort der heutigen Unternehmung zurück, dem Bahnhof von Odense. Annemarie stieg in einen Zug nach Kopenhagen und wir wenig später in einen Zug nach Fredericia.
Zurück in Fredericia beschlossen wir, noch einmal in Richtung der See zu gehen, um das Wasser zu sehen. Auf dem Weg dorthin kamen wir an dem gestern bereits erwähnten English Pub vorbei und entschlossen kurzer Hand einzukehren. Während am Nebentisch eine vierer Gruppe reihum gesummte Lieder versuchte zu erraten (Star Wars Titelmelodie, „Money, Money Money“ , AC/DC, Time of my life u.v.m), genossen wir unser kühles Getränk, ein Carlsberg (mit) und ein Erdinger (ohne). Rechts neben dem Weißbierglas ist übrigens die „Pizzeria Milano“ von gestern zu sehen!
Nach der Stärkung machten wir uns nun aber entschlossen, und einen kurzen Regenschauer abwartend, auf in Richtung Wasser und wurden mit einer wirklich schönen Aussicht belohnt.
Nachdem wir nun am, wie ich sagen würde, physischen Ende der Stadt waren, ging es für uns wieder in die andere Richtung zum Hotel. Aufgrund der etwas spärlichen Auswahl an Lokalitäten, die abends noch geöffnet haben, wollten wir bei der Supermarktkette Netto vorbeischauen, denn auch Sonntags haben hier die Geschäfte geöffnet. Für den Weg zum Netto entschieden wir uns abermals für den Weg über den Stadtwall, also Treppen hoch, runter und wieder hoch, konnten diesen nun aber viel bewusster wahrnehmen, da die Zeit weniger drängte, als am Morgen auf dem Weg zum Gottesdienst. Somit war auch Zeit für ein paar Fotos.
Die Auswahl an veganen Gerichten beim Netto war allerdings eher spärlich, so gab es bspw. noch nicht einmal Fertig-Salate (mit Dressing), die vegan gewesen wären. Meine Wahl fiel somit auf dänisches Brot und einem pflanzenbasierten Wurstersatz, den ich zum Glück finden konnte.
Und so ging dann auch schon der erste volle Tag hier in Dänemark vorüber. Morgen wollen wir nun nach Jelling sowie nach Vejle fahren.