Heute sind wir, wie bereits gestern Abend angedeutet, recht früh aufgebrochen. Früh meint, dass wir bereits um 08.00 Uhr im Auto saßen und in Richtung Leba aufbrachen, eine Strecke von ca. 186km, was insgesamt eine Fahrzeit von ca. 3h ausmachte. Primärer Grund für diese doch recht lange Fahrzeit sind die Strecken über Land und Dörfer. Während die Autobahnen hier in einem wunderbaren Zustand sind und meistens auch recht leer sind (ein ungewohntes Bild), sind die Straßen auf dem Land teils in einem sehr maroden Zustand und zusätzlich auch manchmal recht schmal, sodass es bei entgegenkommenden Verkehr, insbesondere mit breiten Autos oder LKWs, doch recht eng wird… und gleichzeitig geht es entlang von langen Feldern, die teils schier endlos in den Horizont hineinreichen.
Um 11.08 Uhr fuhren wir auf den Parkplatz vom Slowenischen Nationalpark, in dem sich die Dünenlandschaft befindet, die wir besichtigen wollten. Für den Eintritt zahlten wir mit dem reduzierten Preis insgesamt 7 Zloty, was umgerechnet 1,46€ sind. Um anschließend keine 5km vom Eingang bis zur Düne und wieder zurück gehen zu müssen (unsere Tagesordnung sah noch ein paar mehr Stopps vor), leisteten wir uns die Fahrt mit einem eAuto für insgesamt ca. 70 Zloty, und düsten somit durch den Fichtenwald des Nationalparks.
Nach der ca. 15-minütigen Fahrt, kamen wir am Aufgang der Dünenlandschaft an.
Und so begannen wir mit dem Aufstieg und betraten die sog. Sahara Polens.
Nachdem wir die höchste Düne bestiegen hatten (ca. 30–42m hoch), gingen wir noch runter an die doch recht stürmige Ostsee, die hier direkt am Nationalpark liegt.
Und zurück zum Parkeingang ging es dann wieder mit dem eAuto.
Und hier noch ein paar Informationen zur Düne:
Die größte Wanderdüne im Slowinzinschen Nationalpark ist die Lontzkedüne, mit einer Länge von ca. 1,3km und 500m Breite, was allerdings nur ca. 13% des gesamten Areals ausmacht. Abhängig von der Jahreszeit ist die Düne 30–42 Meter hoch und bewegt sich in etwa 12 Meter pro Jahr in Richtung Osten. Durch diese Bewegung werden bspw. Sümpfe und Wälder des Nationalparks begraben sowie die Ortschaft Łączka. Schätzungen zu Folge wird dieses Schicksal auch die Stadt Leba treffen, in ca. 400 Jahren, denn die Wanderdüne liegt ca. 8km von Leba entfernt, dem nördlichsten Fischerort/Seehafen Polens. Die Sahara Polens umfassen eine Fläche von ca. 500 Hektar, was sie zur viertgrößten Wanderdüne Europas macht.
- Dune du Pilat, Frankreich
Die Dune du Pilat ist die höchste Düne Frankreichs und Europas, die an der Atlantikküste in der Nähe von Bordeaux liegt.
Die Düne ist ca. 80m hoch, 500 Meter breit und 2,7km lang.
Angeblich gebe ein Besuch ein beinahe surreales Naturerlebnis, da die Düne zwischen Kiefernwäldern und Atlantikküste liegt. - Parnidisdüne, Litauen/Russland
Diese Düne liegt auf der Halbinsel Kuršių Nerija (dt.: Kurische Nehrung), die zur Hälfte auf litauischen und zur anderen Hälfte auf russischen Staatsgebiet liegt.
Die Sandberge türmen sich ca. 60m in die Höhe, weshalb sie auch die „Dünen des Todes“ oder aber „Preußische Sahara“ genannt werden.
Den Beinamen „Dünen des Todes“ haben die Dünen übrigens erhalten, da sie sich in einem rasanten Tempo von ca. 15 Metern pro Jahr bewegen und mittlerweile vier litauische Dörfer sowie zwei Friedhöfe unter sich begraben hat.
Einer der berühmtesten deutschen Touristen dieser Dünen ist Thomas Mann. - Rubjerg Knude, Dänemark
Die höchste Düne Dänemarks, mit einer Höhe von ca. 70 Metern und 1900m in der Länge und einer Breite von 400m.
Diese Düne ist allerdings nicht allzu leicht zu besteigen, da hier mit Treibsand zu rechnen ist, denn eine Bepflanzung zur Stabilisierung fehlt hier.
Nach unserer Rückkehr von den Wanderdünen, machten wir kurz Halt bei Lidl in Leba und kauften uns u.a. neues Brot, aber auch die ein oder andere vegane Überraschung, darunter vegane Kabanossi (schmeckt nicht wirklich nach Fleisch, aber der Gewürz-Charakter zieht nach) sowie vegane Würstchen, deren „Haut“ tatsächlich verblüffend nah an das Original herankommt.
Außerdem fuhren wir noch zur Kirche St. Jakobus der Apostel in Leba, einer mehrheitlich aus Beton gebauten katholischen Kirche im Kreuzstil. Von innen ist das Dach mit Holz verkleidet, der Boden besteht jedoch aus nacktem Beton, der an manchen Stellen auch schon rissig ist.
Nach den Wanderdünen und der Kirche des Apostels Jakobus fuhren wir wieder zurück in Richtung Kolberg, allerdings nun mit einem Stopp in Stolp (pln.: Słupsk). Hier ergatterten wir einen Parkplatz unmittelbar vor dem Rathaus, für 3 Zloty, also durchaus vertretbar.
So konnten wir aber auch gleich selbiges besuchen und uns auf die Suche nach dem berühmten „Stolper Bär“ begeben. Meine Vorstellung von diesem Bär war, dass uns eine ca. 10m große Skulptur erwarten würde, doch in den verschiedenen Stockwerken konnten wir keinen Bär finden und auch ein Rathausmitarbeiter, der angesprochen wurde, wusste weder etwas mit dem „Stolper Bär“ anzufangen noch, wo sich dieser ggf. befinden könnte. Letztlich befand er sich im 1. OG, unmittelbar gegenüber der Treppe, die besagter Mitarbeiter (und dessen Kollegen, die er fragt und die auch nichts wussten) Tag für Tag zum Feierabend hinabgehen…
Der Stolper Bär ist eine ca. 10cm lange Figur aus Bernstein, die einen Bären darstellt. Vermutlich wurde der Bär einst als Amulett getragen, hierauf lässt eine Öffnung am hinteren Teil des Bären schließen, die tatsächlich natürlichen Ursprungs ist. Ansonsten entstand der Bär durch Schnitzen und Polieren, dem detaillierten herausarbeiten von Ohren und Augen sowie dem Andeuten der Beine. Eine Datierung ist tatsächlich nicht wirklich möglich und auch Sinn und Zweck dieses Amuletts, das zwar aufgrund von Abriebspuren in der „Öse“ an einem Band getragen wurde, allerdings aus Sicht der tragenden Person den Rücken zeigte und als Bär überwiegend nur aus einer frontal und leicht angeschrägten Ansicht erkennbar ist.
Im Anschluss an das Stolper Rathaus suchten wir die Überreste der Stolper Stadtmauer auf.
Daraufhin gingen wir weiter zur St.-Hyazinth-Kirche, oder auch Schlosskirche genannt, die sich in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Herzogsschloss befindet. Die St.-Hyazint-Kirche ist eine Hallenkirche in Backsteingotik, deren Bausubstanz den 2. Weltkrieg weitestgehend gut überstanden hat, und somit zum Teil aus dem 13. Jahrhundert stammt. Ursprünglich wurde die Kirche 1278 als Gotteshaus für das Dominikanerkloster gebaut. 1602 wurde die Kirche als evangelische Schloss- und Gemeindekirche im Dorf in Dienst genommen, mit einer Weihe am 24. Juni, dem Johannistag, wodurch sie zur Johanniskirche wurde. Die lutherische Orientierung der Gemeinde blieb bis 1685 bestehen. Dann kam jedoch noch ein reformierter Pastor hinzu, weshalb sich beide Pfarrpersonen im Dienst abwechselten. Nach dem 2. Weltkrieg übernahm die Römisch-Katholische Kirche in Polen das Kirchgebäude und weihte es am 2. Februar 1946, dem Tag des Heiligen Hyazinth von Polen. Seither dient die Kirche dem polnischen Dominikanerorden.
Leider war der Kirchraum verschlossen sodass ich kein Bild von der Orgel präsentieren kann, dennoch sei darauf hingewiesen, dass diese den ältesten erhaltenen Prospekt einer Orgel in Hinterpommern vorweist, er stammt von 1657.
Nach der St.-Hyzinth-Kirche betrachteten wir das ehemalige Herzogsschloss und gingen weiter zum Mühlentor. Seinen Namen verdankt dieses ehemalige Stadttor an der Straße aus Gdansk (dt.: Danzig) nach Slupsk kommend, der Tatsache, dass sich direkt dahinter die ehemalige Schlossmühle mit Lagerräumen befand.
Unweit der Mühlenanlage findet sich die sog. Hexenbastei. Dieser Turm, der einst zur Stadtmauer gehörte, wurde im 17. Jahrhundert zu einem Gefängnis für vermeintliche Hexen umgewandelt, mit einem Nutzungszeitraum bis 1714. Der erste Hexenprozess in Slupsk fand dabei 1651 statt und von den gefangengehaltenen Frauen wurden insgesamt 18 zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt und hingerichtet. Seit der Jahrtausendwende dient der Turm u.a. für Kunstausstellungen.
Weitere Sehenswürdigkeiten waren ein Verwaltungssitz, das Postamt vom Slupsk sowie die Pfarrkirche St. Marien, bei der es sich um eine große Backsteinbasilika handelt.
Auf dem Rückweg zum Auto gingen wir noch durch einen kleinen Park, in dem sich mehrere Denkmäler für verstorbene Musiker:innen befinden.
Und gingen in der kleinen Einkaufsstraße noch eine Portion Pommes essen, die wir im Schatten des sog. Neuen Tores, das zweite erhaltene Stadttor (früher gab es insgesamt vier), verspeisten.
Und letztlich kehrten wir zum Parkplatz am Neuen Rathaus zurück.
Doch bevor wir letztlich Slupsk gänzlich hinter uns ließen, stoppten wir noch kurz bei der Kirche St. Familie. Da hier allerdings gerade die Heilige Messe begonnen hatten, machten wir nur ein paar Fotos aus dem sog. Paradies heraus und setzten uns rasch wieder ins Auto und machten uns auf den knapp 2h Rückweg, hinein in die Dunkelheit.
Am Dienstag werden wir es vermutlich ein wenig ruhiger angehen lassen, was den Tagesstart angehen wird, dann allerdings wieder etwas länger mit dem Auto unterwegs sein (ca. 1h30min) und eine weitere Städtetour starten. Aber dazu dann im nächsten Beitrag mehr.