Die 3 As
Am Anfang steht das „Aufstehen“. Abhängig davon, wie kuschelig, warm, gemütlich u.v.m. das Bett ist, kann das mal leichter und mal schwerer sein.
Stets hilfreich für solche Momente ist es, zu wissen, was an diesem Tag noch alles anstehen wird , was es zu erleben gilt und natürlich auch, wie viele Kilometer es zurück zu legen gilt. Beim Schreiben bekomme ich ein wenig das Gefühl, das dieses Intro auch sehr passend für die Beschreibung des Morgens vor einem Laufevent sein könnte… #GroßeMomenteWerfenIhreSchattenVoraus
Auf das Aufstehen folgt das „Aufessen“. Gut, dazwischen gibt es noch ein paar Schritte, aber: geschenkt. Für mich selbst häufig auch immer wieder ein Erlebnis, denn meistens weiß ich an einem ersten Morgen in einem neuen Hotel ja noch gar nicht, was und ob es denn überhaupt etwas für mich zu essen geben wird. Wer diesen Nervenkitzel mag, die Ungewissheit der gesicherten Nahrungsaufnahme (eventuell übertreibe ich dezent), dem:der sei eine vegane Ernährung sehr ans Herz gelegt – wahlweise reicht aber bspw. auch eine ethische Lebenseinstellung, sei es nun Tieren und/oder der Umwelt gegenüber. Nun denn… für mich gab es heute Morgen tatsächlich auch etwas zu Essen in unserem Hotel und Restaurant, hier im schönen isländischen Westen, in der Nähe von Bifröst. Das hausgemachte Brot war/ist tatsächlich nicht nur vegan, sondern auch noch sehr lecker. Dazu ein wenig hausgemachte Marmelade und Obstsalat sowie ein starker Kaffee. Damit lassen sich durchaus auch nicht so frühstücksbegeisterte Menschen „einfangen“, habe ich mir sagen lassen…
Und auf das Aufessen folgt das dritte A, die „Abfahrt“. Vorab aber zur Sicherheit noch einmal Fotos vom Eingang zum Hotel/Restaurant sowie zum Häuschen mit unserem Zimmer, die Baustelle lässt sich nebenbei auch noch ganz gut erkennen.
Doch nun zur Abfahrt. Heute sollte es auf der 1, der Ringstraße Islands, weiter in Richtung Norden gehen. Unser Hauptziel: Stöng. Eine Unterkunft in der Natur – also mit klassischem Bett und Bad etc., aber eben umgeben vom Nichts. Doch auf dem Weg dorthin sollten wir noch an verschiedenen Stationen halten.
Auf dem Weg in Richtung Norden wurden wir begleitet von der einzigartigen Natur Islands, mit einer unglaublichen Weite, mit Schnee, Fjorden, Flüssen und Seen. Eine Unmenge an Wasser und Gestein, die sich hier auf Island in natürlicher Form und Gewalt zeigen. Und zwischendrin immer wieder einmal kleine Ortschaften oder auch nur vereinzelte Häuser/Häuschen. Dazu gesellt sich dann manchmal der Gedanke, ob mensch selbst hier vielleicht auch leben könnte, oder nicht? Ist die Abgeschiedenheit viel zu groß oder am Ende vielleicht genau das, was es eigentlich im Leben braucht – ob auf Dauer oder nur für (längere) Momente, sei nun einmal dahingestellt. Aber bevor es hier zu existential-philosophisch wird, das Studium hinterlässt halt doch irgendwie seine Spuren, gehen wir lieber über zu ein paar Bildern von dieser Weite.
Und auf einmal, während wir am Hrútafjarðará vorbeifuhren, verkündete ein kleines Straßenschild, dass es eine Kirche im nächsten Ort gibt. Und nachdem wir nun gestern schon mehrere Kilometer gefahren waren und entweder keine Kirche gesehen oder an keiner Halt gemacht hatten, schien nun endlich die Stunde geschlagen zu sein. Und so sollte es auch sein. Eine kleine süße Kirche, mit Blick direkt auf den Fjord und vermutlich dem Pastorat direkt daneben bzw. davor.
Der Weg führte uns anschließend nach Blönduósbær, einer recht modernen Stadt im Nordwesten Islands. Wir hatten uns tatsächlich mehr erhofft und sind daher nur durch die Stadt durchgefahren und haben dann im Industriegebiet angehalten, da von hier aus ein Weg runter zum Wasser, dem Húnafjörður, führte. Bei der Fahrt aus der Stadt heraus entdeckten wir eine weitere Kirche, die sehr modern gestaltet war. Also noch einmal kurz anhalten. Und während die erste Kirche leider geschlossen war, brannte hier zumindest von außen ein Licht und auf dem Parkplatz standen ein paar Autos – doch leider hatten wir auch hier keinen Erfolg, selbst unter dem eingeschalteten Licht der Sakristeitür nicht. Wir hätten zwar die Glocke leuten können, aber einen spontanen Outdoor-Gottesdienst im Regen wollten wir sowohl uns als auch den Kirchenmitgliedern ersparen.
Also wieder zurück ins Auto und weiter ging die Fahrt. Jetzt tatsächlich schon nicht mehr in Richtung Norden, sondern nach Osten. Wieder begleitete uns die unglaubliche Weite der Landschaft, die beschneiten Berge und die reißenden Flüsse. Am Wegesrand dann plötzlich eine kleine Statue und ein Aussichtspunkt mit wunderschönem Ausblick über das sich vor uns erstreckende Tal.
Bevor wir dann jedoch an unserem nächsten Ziel ankamen, sah ich, dass der Fluss neben uns eine starke Kurve nahm und sich dort zugleich ein kleiner Parkplatz befand. Dementsprechend hielten wir an, stellten jedoch fest, dass das Parkplatz keiner war, sondern stattdessen eine kleine Straße, die zur nächsten Ortschaft führen sollte. Aber dieser Weg führte uns über eine einspurige Holzbrücke, die den Fluss kreuzte und den Blick auf einen kleinen Wasserfall ermöglichte. Wir stellten das Auto also an einer sicheren Stelle ab und gingen zurück zum Wasserfall, genossen das Rauschen sowie die Weite und Stille.
Ein Schild am Anfang der kleinen Straße verkündete zwar, dass es auch hier wieder eine Kirche geben sollte, doch stellte sich heraus, dass diese erst in einiger Entfernung sein würde und zudem noch recht unscheinbar auftrat, wir entschlossen uns also – schweren Herzens – gegen einen Halt an dieser Kirche und fuhren stattdessen weiter nach Akureyi, der viertgrößten Stadt Islands.
Akureyi
Ein viertes A. 😉
Wie es der Zufall wollte, kamen wir gerade zeitlich so passend in Akureyi an, dass wir kein Parkticket mehr ziehen mussten, sondern kostenlos parken durften. Wir machten uns also auf den Weg, die kleine Stadt, die direkt am Eyjafjörður liegt, zu erkunden. Wir fanden mehrere kleine Geschäfte, darunter unter anderem eines, in dem im unteren Stockwerk Souvenirs gekauft werden konnten, aber auch Playmobil. Im Untergeschoss gab es Koffer und im Obergeschoss Designermöbel. Seitlich vom Geschäft abgehend war eine Buchhandlung angeschlossen, die zugleich auch als kleines Café dient – eine schöne Idee, wie ich finde.
In Akureyi gibt es auch eine große Kirche, die Akureyrarkirkja – wörtlich: Kirche von Akureyi. Sie wurde 1940 fertiggestellt, kann jedoch einen Altar von ca. 1860 vorweisen und verfügt über eine Orgel mit 3200 Orgelpfeifen. Und, wie ich im Nachgang in einem Reiseführer las, soll eines der Kirchenfenster von der ehemaligen Coventry-Kathedrale stammen, was eine schöne Verbindung gewesen wäre, da ich letzten September in Coventry war. Nach meinem ersten Ärgernis, dies nicht vorab gewusst zu haben, fand ich jedoch anderswo heraus, dass sich im Jahr 2013 herausgestellt haben soll, dass dieses Fenster gar nicht aus Coventry stammen soll. Also halb so schlimm. Was jedoch schlimm ist, ist die Tatsache, dass die Kirche nicht geöffnet war, obgleich es online angegeben war… Heute sollte es wohl nicht sein. Aus diesem Grund habe ich aber leider auch nur Bilder von außen und somit weder vom Altar noch von der Orgel.
Nachdem wir uns Akureyi für etwa eine Stunde angeschaut hatten, ging es für uns wieder zurück zum Auto, denn wir hatten noch ca. 60 min Fahrtzeit zu unserem Hotel vor uns und wollten zwischendrin noch an einem Wasserfall halten.
Um zum Hotel zu kommen, mussten wir den Eyjafjörður überqueren, was mithilfe eines Dammes doch relativ leicht ist. Denn der Fjord endet hier und ist zum Ende auf Höhe der Stadt eher schon ein See, denn ein Fjord. Dem Straßenverlauf folgend, fuhren wir immer höher und erhielten dadurch einen stetig besser werdenden Blick auf die im Tal liegende Stadt sowie auf den Fjord und dessen Weite in Richtung Meer. Und zum Glück gab es einen Aussichtspunkt, sodass wir noch einmal anhalten und Fotos machen konnten.
Kurz hinter diesem Aussichtspunkt befand sich ein entscheidender Kreisel, denn die eine Ausfahrt führte in einen mautpflichtigen Tunnel von ca. 7,5 km Länge, die andere über einen Bergpass. Bereits bei der Autovermietung wurden wir über den Tunnel informiert und die Tatsache, dass eine Durchfahrt am Tag vorher gebucht werden müsse – wie sich bei späteren Recherchen herausstellte, kann die Durchfahrt sowohl einen Tag als auch bis zu 24 Stunden im Nachgang bezahlt werden, bevor der:die Fahrzeughalter:in eine Rechnung erhält. Wir entschieden uns allerdings gegen die Tunneldurchfahrt, warum extra zahlen, wenn der Bergpass uns noch länger den Fjord und letztlich insgesamt auch mehr Natur sehen lässt? Und, was soll ich sagen, es hat sich auf jeden Fall gelohnt! In den Wintermonaten ist der Tunnel sicherlich die sicherere Alternative, da nichts verschneit und/oder vereist sein wird, aber bei guten Straßenbedingungen bietet sich der Bergpass einfach umso mehr an. Es entstehen keine gesonderten Kosten und gleichzeitig kann noch weiterhin die atemberaubende Natur genossen werden. Hatte ich schon von der Weite der Landschaft berichtet?!
Goðafoss
Die Ringstraße führte uns weiter in Richtung Hotel und gleichzeitig auch zu der davor gelegenen nächsten Sehenswürdigkeit. Dem Goðafoss, was übersetzt „Wasserfall der Götter“ heißt. Woher kommt dieser Name? Die Geschichte sagt, dass der ehemalige Gesetzessprecher und Häuptling des Ljósavatn-Gebietes, Þorgeir genannt, im Jahr 1000 entschieden haben soll, dass die offizielle Religion der Isländer:innen von nun an das Christ:innentum sein solle. Grund hierfür war der Druck der Europäer:innen, allen voran der Norweger:innen. Um den Frieden zu wahren, wurde die Konversion beschlossen. Anschließend soll Þorgeir die Bildnisse der nordischen Gottheiten in den Wasserfall geworfen haben. Um an dieses geschichtliche Ereignis zu erinnern, trägt der Wasserfall den entsprechenden Namen: Goðafoss.
Nach der Besichtigung des Goðafoss fuhren wir weiter nach Stöng, wo unser Hotel für die kommenden zwei Nächte liegt. Der letzte Straßenabschnitt ist hier tatsächlich unbefestigt und es geht weit in die Natur hinein, abgeschieden von sämtlicher Zivilisation. Dadurch ist es hier ganz wunderbar still und sehr idyllisch. Und im Vergleich zum vorherigen Hotel, das noch elektrische Hot-Tubs hatte und somit das Wasser elektrisch erwärmt wurde, finden sich „natürliche“ Hot-Tubs. Der Unterschied liegt darin, das letztere nicht künstlich erhitzt werden, sondern das natürliche, warme Wasser Islands verwenden. Im Jahr 1998 wurde hier erstmals nach heißem Wasser gebohrt. Das Bohrloch ist dabei 1100 Meter tief und das Ergebnis ist 60° C warmes/heißes Wasser, das mit einer Geschwindigkeit von 3 Litern pro Sekunde nach oben kommt. Dieses warme Wasser wird in der gesamten Unterkunft und eben auch für die Hot-Tubs verwendet. Wichtig: Mit diesem Hot-Tubs sind noch nicht die natürlichen heißen Quellen gemeint, die weniger an einen Jacuzzi erinnern, diese werden Hot-Pots genannt.
Das Abendessen nahmen wir hier im hoteleigenen Restaurant ein, das genau vier Gerichte hat: 1) Tagessuppe, 2) Forelle, 3) Kabeljau und Lamm. Zum Glück gab es aber auf Nachfrage auch eine vegane Alterntive: Kartoffeln mit veganen Burger Patties (bestehend aus Kartoffeln, Linsen, Karotten und Zwiebeln) sowie Salat. Dazu gab es als Vorspeise noch die Tagessuppe, heute eine Blumenkohl-Creme-Suppe, die zum Glück auch vegan war.
In dieser Unterkunft können wir direkt vor unserem Zimmer parken, wodurch das nachfolgende Dacia-Party-Bild entstand.
Und, was soll ich sagen, das Sonnenlicht ist hier einfach auch sehr schön – zusammen mit dieser gefühlt unendlichen Weite… ihr wisst, was ich meine!
Morgen erkunden wir hier die nähere Umgebung, da wir keine Strecke machen müssen, um das nächste Hotel zu erreichen. Ich bin gespannt – und ihr vielleicht auch -, was wir erleben werden.