NYC002 – 16.07.2019

Der erste volle Tag im Big Apple

Nachdem es gestern nach meinen Verhältnissen doch relativ früh ins Bett ging (etwas nach 23h00), starteten wir heute morgen gut in den neuen Tag. Ich habe bis ca. 5h15 durchgeschlafen und anschließend nochmal bis ca. 7h20. Wir starteten ganz gelassen in den neuen Tag, der gleichzeitig unser erster Tag in Gänze im Big Apple sein sollte. Die morgendliche Dusche vertrieb auch die letzte gefühlte Müdigkeit, und das nicht, weil es nur kaltes Wasser gab, oder der Duschkopf runterfiel. Der Versuch hier jetzt irgendwie über eine Tauferinnerung zu schreiben bzw. zu philosophieren, liegt natürlich nahe; denn, wer kennt die Aussage „Ich fühle mich wie neugeboren!“ nach dem Duschen nicht, bzw. hat sie nicht selbst schon gesagt?

Frühstück oder: Die Sache mit der Ernährung

Kurz nach acht Uhr ging es für uns ein Stockwerk tiefer in den Frühstückssaal. Online wurde das Hotel, so weit ich mich erinnere, für seine reichhaltige Auswahl gelobt und die vielen verschiedenen Früchte.
In der Realität sah das Frühstücksbuffet wie folgt aus: Es gab Rührei, Speck, Kartoffelrösti und Eier, ob es mehr warme Speisen gab, vermag ich nicht sagen zu können. Grund hierfür: Ich habe nicht nachgeschaut, weil ich mir denken konnte, dass es nichts für mich sein wird. Dazu gab es Toastbrot, englische Muffins, irgendetwas mit Blätterteig und drei verschiedene Müslisorten mit (Kuh)Milch. Als Früchte wurden verschiedenste Melonenvariationen angeboten. Auf Grundlage dieses Buffets entschied ich mich also für ein durchaus ausgewogenes und reichhaltiges Frühstück: eine Schüssel Wassermelone, 8 Toasts mit veganer Erdbeermarmelade sowie einem Becher Kaffee; den trinke ich ja eh schon immer schwarz.

Während des Frühstücks unterhielten wir uns darüber, was denn an diesem ersten Tag in New York City nun so gemacht werden könnte. Helikopter-Rundflug? Bungee-Jumping? U-Bahn-Surfen? Außerdem mussten wir uns überlegen welchen der, ich meine drei, verschiedenen Stadtpässe wir uns kaufen wollten. So ein CityPass ist ziemlich sinnvoll! Für eine Summe X an Geld, kann eine Auswahl an verschiedenen Attraktionen getroffen werden, die dann besucht werden. Gültigkeit so eines Passes, zumindest von dem, den wir nun haben: 30 Tage. Die Wahl fiel auf einen Pass, der uns Zugang zu vier Attraktionen unserer Wahl verschaffen würde + der kostenfreien Nutzung von Bussen – was hier dann an Stelle einer fünften Attraktion tritt.
Zurück nun aber zu unserem Plan für heute! Wir entschieden uns für den halsbrecherischsten Plan, so waghalsig, dass ich ihn oben nicht schon nennen wollte! Denn wer mitliest kennt uns ja und würde dann sagen: „Der Plan schreit sowas von nach den Beiden!“. Ich hätte den Spannungsbogen – den ich mit dieser Ausführung übrigens weiter spanne, oder euch verloren habe… – schon verloren und ihr würdet nicht mehr mitlesen. Nun gut. Unser Tagesplan sowie der weitere Verlauf dieses Eintrages sah wie folgt aus:

  • High Line
  • „The Vessel“
  • Empire State Building

Mein Highlight des Morgens: Auf dem Weg zum Frühstücksaal war eine Person, die hier auch im Haus zu nächtigen scheint, die uns zunächst auf deutsch sagte „Da hinten ist glaube ich das Frühstück“, dicht gefolgt von einem „Sorry… that door for the breakfast“. Wir scheinen also nicht all zu „deutsch“ auszusehen. Aber um ehrlich zu sein: wir hatten unsere Sandalen und die weißen Tennissocken oben im Zimmer gelassen, uns sogar für lange Hosen entschieden. Vielleicht mag aber auch das ein Indiz sein… der Großteil aller anderen Gäst*innen hatte sich für die kurze Hose entschieden. Auch die uns ansprechende Person trug, dem Klischee entsprechend, eine lange Hose.

Die High Line

Wer Chicago kennt, oder die letzten Batman-Filme geschaut hat, kennt diese U-Bahn Strecke, die überirdisch auf einer massiven Stahlbrücke verläuft. Moment… dafür muss ja gar nicht in die Ferne geschaut werden. Neues Bild: Linie der U3 am Hafen; Streckenabschnitt: Rödingsmarkt bis Landungsbrücken. Genau solche massiven Brücken aus Stahl meine ich!

P.S.: Genau deshalb heißt das Unternehmen, das die U-Bahnen betreibt, ja auch Hochbahn.

Die gab’s hier auch mal in New York City, bzw. gibt es die noch immer, nur halt ohne Zugverkehr – zumindest die High Line betreffend. Damals (Fertigstellung: 1932) wurde diese Hochbahnstrecke gebaut um den Schienenverkehr von der Straße zu holen, denn hier kam es zu so vielen Unfällen, dass die 10th Avenue bereits inoffiziell den Namen Death Avenue trug. Eine Nutzung der Strecke für den Personenverkehr war nicht möglich, da die Konstruktion lediglich für den Verkehr von Frachten vorgesehen war. Beginnend mit den 1950er Jahren wurde dieses Streckennetz von den anliegenden Fabriken allerdings immer weniger verwendet bzw. in Anspruch genommen, da sich der Frachtverkehr nun überwiegend auf Lastkraftwagen verteilte… darüber darf nun jeder*jede denken, was er*sie mag!

Kritik beiseite. Von 2006 bis 2019 wurde nun an dieser alten Strecke in Teilabschnitten gemacht und getan, sodass ein kleiner Park daraus entstand; Gesamtlänge: 2,33km.
Das Ergebnis lässt sich sehen und ist mittlerweile, so hat mir Wikipedia verraten, auch Vorbild für andere, ähnliche Projekte auf der Welt, unteranderem in Leipzig, München und Paris. Und um ehrlich zu sein: es ist wunderschön! Und dazu kommt noch, dass es richtig gut tut, so einen grünen Streifen zwischen all den ganzen Gebäuden und Straßen zu sehen (dazu aber später noch etwas mehr)!

The Vessel

Bei „The Vessel“ handelt es sich um ein neues Wahrzeichen (engl. landmark) der Stadt – es gibt hier ja noch nicht so viele! –, das im März 2019 eröffnet wurde. Es hat eine trichterartige Form und ist farblich in Bronze gehalten. Insgesamt ragt es ca. 50m in Höhe und unterteilt sich in 16 Ebenen. Um bis nach ganz oben zu gelangen, müssen insgesamt 255 bis 256 Stufen erklommen werden – ich habe sowohl auf dem Weg nach oben, als auch auf dem Weg nach unten gezählt, daher die beiden Nennungen; für noch einen Durchlauf fehlte mir die Lust. Der Ausblick von oben ist klasse und das Design ohnehin ein echter Hingucker, meiner Meinung nach.
Übrigens: „The Vessel“ ist lediglich ein Arbeitsname, über die offizielle Bezeichnung wird noch diskutiert und am Ende abgestimmt… na, ob sich der neue Namen dann durchsetzen wird?

Ihr kennt mich, ich konnte es nicht lassen.

Empire State Building

Das Empire State Building von unten

Bei einem Besuch in New York City darf natürlich ein Besuch im und auf dem Empire State Building nicht fehlen, zumindest nicht beim ersten Besuch dieser Stadt. Ein entspannter Spaziergang mit einem Zwischenstopp bei BestBuy – wir besitzen nun einen entsprechenden Adapter für US-Steckdosen – führte uns zum Empire State Building. Schon hier kann angemerkt werden, dass die Beschilderung des eigentlichen Einganges deutlich zu wünschen übrig lässt. Aber manchmal sind Umwege ja auch zu etwas Nutze, so zum Beispiel hier für das folgende Bild.

Falsche Eingänge, gute Fotos.

Nachdem wir nun also den richtigen Eingang gefunden hatten – der befindet sich in der W 34th Street und direkt gegenüber von einem Amazon Book Geschäft (s. Foto) –, ging es auch schon gleich zum Aufzug.

Amazon Books

Diese Aufzüge werden über Fernbedienungen vom Personal ferngesteuert und besitzen an der Decke einen Bildschirm, auf dem dann während der Fahrt nach oben ein kleines Filmchen läuft. Im 79. Stock angekommen, wurde der erste Eindruck vom schnellen Durchgang zum Fahrstuhl sehr schnell gedämpft. Es befand sich eine enorm lange Schlange vor den Fahrstühlen zur Aussichtsplattform, dem sog. „Observatory“. Nachdem wir nun schon eine ganze Weile angestanden hatten, verkündete eine dort arbeitende Person, dass die aktuelle Wartezeit 20min betrage, daher würde jetzt das Treppenhaus geöffnet werden. 7 Stockwerke und 5min Gehzeit wurden angekündigt – wir entschieden uns auf den Fahrstuhl zu warten. Aber dann am Ende doch nicht. Die Schlange schien noch länger und so schlossen wir uns als Nachzügler denen an, die bereits die Treppen gewählt hatten. Wenn es nach den ganzen Treppenstufen heute keinen straffen Po gibt, dann weiß ich auch nicht weiter…
Die Treppen lohnen sich auf jeden Fall, der Ausblick ist gewaltig.

Ein bisschen Dampf ablassen

Wie die Überschrift es schon vermuten lässt, passiert nun genau auch das.
So schön auch der Ausblick vom Empire State Building auf New York City und seine Stadtteile, aber auch auf den Bundesstaat ist, so erdrückend ist er es auch zugleich. New York City bietet einen unglaublichen Eindruck dafür, wie verantwortungslos der Mensch mit diesem Planeten umgeht. Natürlich kann nun als Gegenargument gebracht werden, dass der Central Park in NYC ja auch seine Größe hat und die USA ihre ganzen Nationalparks schützt und bewahrt. Doch ändert es nichts an der Tatsache, dass der Central Park im Vergleich zur restlichen Stadt – und hier beziehe ich mich nur auf den Teil Manhattans – doch relativ klein erscheint. Ich erkenne auch an, dass die USA seit mehreren Jahren ihren CO2 Ausstoß verkleinert haben, dennoch gehören sie noch immer zu den größten Emittenten, sind sogar der zweitgrößte mit 5270 metrischen Tonnen CO2 im Jahr 2017! (Quelle: http://www.globalcarbonatlas.org/en/CO2-emissions [online], zuletzt abgerufen am: 16.07.2019). Zum Vergleich: Deutschland liegt in der Quelle gerade auf Platz sechs, mit 799 metrischen Tonnen CO2.
Und ja, auch hier lässt sich wieder der Hashtag des ersten Beitrags anwenden: #AnDieEigeneNaseFassend , denn auch so eine Flugreise ist nicht gerade umweltschonend…
Ich habe dann darüber nachgedacht, weshalb dieser Anblick so erdrückend für mich ist. Sehr wahrscheinlich hängt das mit der eigenen Sozialisation zusammen. Deutschland habe ich bislang immer als ein recht grünes Land wahrgenommen, obgleich mir natürlich die verschiedenen Industriestandorte und Problematiken – *hust* Kohleabbau *hust* – bekannt sind.
Allerdings: Meine Heimatstadt Hamburg leuchte ja mehr oder weniger fast grün. Ähnlich habe ich es nun in meinem Semester in Berlin wahrgenommen, obgleich hier ein wenig reduzierter – allerdings muss hier auch der Fairness halber angemerkt werden, dass mir bei weitem natürlich nicht alle Teile Berlins bekannt sind und ich schöne Parks kennenlernen durfte. Aber dieser Hintergrund erklärt die Sachlage für mich ganz gut. Hinzu kommt z.B. die Aussage meines Austauschpartners aus Minnetonka, der auf der Autofahrt vom Flughafen nach Hause meinte: „Wow, I didn’t know that Hamburg is that green!“

Weiter im Programm

Nach dem Empire State Building, runter ging es diesmal allerdings mit dem Fahrstuhl, schauten wir kurz in den „Amazon Book“-Store rein. Da werden halt primär Bücher verkauft, war jetzt nicht so spannend. Aber auch andere Amazon eigene Produkte sowie ein paar andere elektronische Gerätschaften können dort erworben werden. Das Konzept unterscheidet sich also nicht wirklich von dem, was bei z.B. Thalia in Deutschland vorgefunden werden kann.

Mein Highlight im Buchladen: Es gab im Regal für Reisen eine Sprachführer „German“ mit nützlichen phrases, dazu dann eine Anweisung, wie die jeweiligen Wörter auszusprechen seien. Einfach genial!

Nochmal High Line

Nachdem wir uns im Hotel für eine Weile ausgeruht hatten und eine Kleinigkeit gegessen haben (ich hatte ein veganes Sandwhich), ging es für uns noch einmal zur High Line. Diesmal allerdings nicht in die nördliche, sondern in die südliche Richtung – also in Richtung Downtown Manhattan.

Der Spaziergang endete am „Pier 51 at Hudson River Park“ mit Ausblick auf die Skyline, allerdings von hinten. Auf dem Weg in Richtung Apple Store – nochmal nach Adaptern schauen – gingen wir am Hudson River entlang. Hierbei kamen mir meine Gedanken vom Empire State Building wieder in den Kopf… und sie wurden ein wenig beruhigt/gedämpft. Natürlich ist die Situation keinen Deut besser geworden in der Zeit, aber das Wasser zu sehen hat dann doch eine beruhigende Wirkung gehabt. Warum das so ist, kann ich aber auch nicht sagen.

„Ich hab Hunger!“

Der Besuch im Apple Store war nicht wirklich erfolgreich, aber der Laden war schön – immerhin. War aber auch nicht anders zu erwarten.

Apple Store

Wir gingen also weiter und steuerten ein ausgewähltes veganes Restaurant an. Allerdings war es dort so voll, dass wir wieder gingen. Nun war die Frage: Wo und wie etwas Neues finden, so ganz ohne mobiles Internet? Nach mehreren Blocks – und einem schönen Blick auf das One World Trade Center in der Abend Sonne – entschieden wir uns für ein Restaurant, in dem entweder Salate oder Burger/Toasts angeboten wurden. Dazu gab es importiertes Radeberger: „I’m imported from Germany!“

One World Trade Center in der Abendsonne

Highlight des Tages: Die immer wieder plötzlich aufploppenden Kirchen im New Yorker Stadtbild. In Deutschland stehen Kirchen ja meistens eher frei, hier sind sie zeitweise aber einfach in die Fassade mit integriert. Dazu kommt noch die Tatsache, dass selbst eine freistehende Kirche bei den sonst sehr hohen Gebäuden einfach verloren geht.
Übrigens: Die deutsche Gemeinde ist gefühlt direkt hinter unserem Hotel!

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