IS06 – 20.05.2024

Heute ging es vom Süden bereits weiter in den Westen und zugleich wieder ein wenig weiter nördlich. Vorher haben wir noch einen kurzen Stopp in der größten Stadt in Südisland gemacht und die ein oder andere Sehenswürdigkeit besichtigt. Aber von Anfang an.

Beim Frühstück gab es heute wieder Brot und Marmelade für mich. Ich hatte mit einer etwas größeren Auswahl gerechnet, aufgrund der doch recht positiven Erfahrung mit dem Abendessen zuvor. Aber Brot und Marmelade ist auch gut.

Vík í Mýrdal

Auf unserem Weg zum Hotel am vorherigen Tag waren wir bereits durch den Küstenort Vík í Mýrdal durchgefahren und sahen die Kirche, die auf einem Berg steht und die gesamte Stadt überblickt, hielten jedoch nicht an, u.a. aufgrund des Regens. Doch wollten wir den Stopp hier heute nachholen und es hat sich vollends gelohnt.
Bei Vík í Mýrdal, was übersetzt „Bucht am sumpfigen Tal“ bedeutet, ist der südlichste Ort Islands. Er ist unter anderem für seinen schwarzen Strand aus Lavagestein bekannt sowie für die drei Felsnadeln, die ebenfalls aus Basalt-Lava sind und im Meer stehen. Die Legende berichtet, dass ursprünglich drei Trolle versucht haben sollen, ein Schiff an Land zu ziehen und dabei versteinert wurden.

Und in Vik gibt es natürlich auch, wie oben erwähnt, eine Kirche.

Hier ist zu sehen, wie sie über der Stadt thront. Über der Kirche befindet sich lediglich noch der Friedhof. In der Kirche selbst, die Platz für ca. 200 Personen haben soll, finden sich angeblich viele Kunstwerke aus dem 18. Jahrhundert – aber diese Aussage kann ich nicht überprüfen/bestätigen, da die Kirche leider abgeschlossen war.

Nachdem wir unseren Halt und Strandspaziergang in Vik beendet hatten, fuhren wir wieder in die Richtung unserer letzten Unterkunft, denn Vik lag ja bereits (wegtechnisch gesehen) vor unserer Unterkunft. Wir bogen jedoch vorher einmal kurz ab, um den Berg Pétusey zu umfahren, der als Berg ganz alleine steht. Schematisch wäre das in etwas: Meer, Feld, Berg Pétusey, Feld, Gletscher – was jetzt so verkompliziert dargestellt ist, soll eigentlich nur zeigen, dass er für sich steht und er umrundet werden kann, was wir gemacht haben… Hier gab es ein paar Höfe und Unterkünfte und frei lebende Schafe, die auf dem Berghang fröhlich grasten.

Skógafoss

Der nächste Stopp war nur ein paar Minuten entfernt: Skógafoss (isländisch für: Waldwasserfall). Der Wasserfall verläuft über eine Breite von 25 Metern, wobei das Wasser 60 Meter in die Tiefe stürzt.
Besonders beeindruckend ist, dass bei diesem Wasserfall mehr oder weniger direkt an den unteren Bereich herangetreten werden kann bzw. an den kleinen See und die anschließende Flussfortführung. Entsprechend bekommt mensch auch ordentlich viel von der Wassergischt ab, was aber nur dafür sorgt, dass es umso beeindruckender ist/wird.

Rechts vom Wasserfall kann mittels einer Treppe ans obere Ende gegangen werden. Von dort führt ein Trekkingpfad entlang des Flusses weiter ins insländische Hochland hinein. Das war nun nicht unser Plan, dennoch gingen wir hier auch ein wenig den Fluss entlang, was sich lohnen sollte, da sich noch weitere Wasserfälle finden ließen – ich kann nur mutmaßen, wie viele noch auf dem Weg zu entdecken gewesen wären.

Die Legende besagt übrigens, dass einst ein Siedler einer Truhe mit Gold hinter dem Wasserfall versteckt haben soll. Da ein Eisenring dieser Kiste durch den Wasserfall zu sehen war, versuchten später Menschen aus dem Dorf Skógar, diese Truhe zu bergen. Bei dem Versuch brach jedoch der Ring ab, der daraufhin an der Kirchentür als Andenken montiert wurde und sich nun im Museum befindet.

Rútshellir

Der nächste Stopp war wieder nur ein paar Minuten entfernt: Rútshellir. Hierbei handelt es sich um eine von Menschen gemachte Höhle, wobei die Haupthöhle eine Länge von ca. 20 Metern, bei einer Breite von ca. 5 Metern hat.
Diese Höhlen waren u.a. die ersten Unterkünfte von Menschen, wobei diese Höhle hier vermutlich als Heulager gedient haben soll, doch gibt es darüber keine letztlich gesicherten Informationen. Die erste urkundliche Erwähnung dieser Höhle ist auf das Jahr 1714 datiert.
Von diesen menschengemachten Höhlen gibt es ca. 200 Stück auf Island, die sich jedoch nur im Süden der Inseln finden lassen.

Auf einem Anwesen direkt daneben befinden sich weitere erste Häuser, die gerade rekonstruiert werden.

Eyjafjallajökull

Und noch einmal nur ein paar Minuten weiter befindet sich der Eyjafjallajökull Info Point. Hierbei handelt es sich um ein kleines Café, das Bilder vom Ausbruch des Eyjafjallajökull aus 2010 bereithält und zeigt, wie es damals ausgesehen hat. Außerdem gibt es einen sehr langen Weg, der auf dem Boden mit den Buchstaben des Vulkans verziert ist, der zu einem Aussichtspunkt führt, von dem eigentlich der Vulkan zu sehen ist. Leider hingen die Wolken heute noch relativ tief, sodass wir den Eyjafjallajökull nicht (in Gänze) sehen konnten.

Hier ist die Vulkanasche vor dem heutigen Info-Point-Café zu sehen.

Selfoss

Nach den vielen kurzen Wegen und vielen Sehenswürdigkeiten, galt es nun wieder, ein bisschen mehr Strecke zu machen, um tatsächlich auch irgendwann an unserem Ziel, dem nächsten Hotel anzukommen.
Unser nächster Halt war demnach erst wieder südlich von unserem heutigen Hotel, in der größten Stadt in Südisland: Selfoss. Was übrigens nicht mit dem Wasserfall verwechselt werden darf, den wir am dritten Tag gesehen haben und der auch Selfoss heißt!
Hier haben wir das Auto wieder aufgetankt, nachdem wir bereits schon wieder knapp 700 km seit der letzten Tankstelle in Egilsstaðir zurückgelegt hatten.

In Selfoss haben wir dann auch gleich die Möglichkeit genutzt und haben in frühzeitiges Abendessen in einer Food Hall eingenommen, da wir unsicher waren, in welchem Hotel wir nun tatsächlich am Zielort sein würden und wie dort generell die Verpflegungssituation mit Blick auf vegane Gerichte aussieht. Da es in der Food Hall auch vegane Angebote gab, blieben wir also dort und entschieden uns für Pizza. Ich hatte vorab in meiner App für vegane Restaurants geschaut und dort wurde die Pizzeria empfohlen mit dem Hinweis, das jede vegetarische Pizza genommen werden kann und es die Möglichkeit für eine vegane Käsealternative gäbe. Diese Bewertung war bereits von 2023 und sollte sich dann als falsch herausstellen. Tatsächlich gibt es nun eine vegane Pizza, die jedoch am Ende nichts anderes ist, als eine Margherita ohne Käse… ich habe nicht danach gefragt, ob nicht auch eine andere vegetarische Pizza einfach ohne Käse zubereitet werden könnte, um die Nachfrage nach der veganen Alternative dezent zu erhöhen… und sie war dennoch lecker und nicht allzu trocken.

Selfoss wurde übrigens zur größten Stadt im Süden Islands, da hier 1891 die erste Hängebrücke über den Fluss Ölfusá gebaut wurde, wodurch dieser überquert werden konnte und der gesamte Süden verkehrstechnisch besser an die Hauptstadt angebunden werden konnte. Die Folge dieses Brückenbaus war, dass sich hier mehr und mehr Menschen ansiedelten.
Heute ist Selfoss verkehrstechnisch ein Nadelöhr, da noch immer der gesamte Verkehr aus dem Süden in Richtung der Hauptstadt über diese zweispurige Brücke (mittlerweile in einer neuen Version von 1945) fahren muss. Bis 2026 soll jedoch eine Umgehungsstraße mit einer neuen vierspurigen Brücke fertiggestellt sein, sodass dann nicht mehr der gesamte Verkehr durch die Stadt geleitet werden muss.

Seit 2018 gibt es in Selfoss ein Neubauprojekt: die gesamte Innenstadt wird erneuert, wobei hier historische Gebäude u.a. aus Selfoss, Arkureyri und Reykjavik gebaut werden. Im Jahr 2021 wurde der erste Abschnitt fertiggestellt und eröffnet, hierzu gehört auch die Food Hall, der nächste Bauabschnitt soll im Jahr 2027 abgeschlossen sein.

Selfosskirkja

In Selfoss gibt es natürlich auch eine Kirche, bei der wir sogar für unseren Aufenthalt auch geparkt hatten, da das Parken hier kostenfrei war (Kirchengemeinde hassen diesen Trick…).
Die Kirche liegt direkt am Fluss Ölfusá, ebenso der Friedhof, was diesem irgendwie eine sehr schöne und andächtige Atmosphäre gibt.
Natürlich war auch diese Kirche wieder geschlossen…

Hotel Geysir

Gebucht war für uns ein Zimmer im Litli Geysir Hótel, doch konnten wir hierzu kaum Daten online finden und auch die Website führte mittlerweile zu einem anderen Hotel. In den Google Bewertungen zu unserem Hotel schrieben Menschen, dass sie gratis ein Upgrade auf das benachbarte Hotel Geysir erhalten hätten, ein Luxushotel und somit etwas ganz anders, als das, was wir die letzten Tage/Nächte so hatten. Da wir selbst aber am Zielort auch keine Rezeption für das eigentliche Hotel finden konnten, sind wir einfach ins Hotel Geysir gegangen und wurden herzlich empfangen. Ein sehr schönes Hotel!
Beim Betreten unseres Zimmers leuchtete sogleich auch der Fernseher auf und bewarb das Menü des Restaurants, das nur so an veganen Angeboten überquoll (veganes Gyros war bspw. nur ein Gericht…), nun denn: hinterher ist mensch immer schlauer.

Gullfoss

Nach einem kurzen Aufenthalt zur Entspannung auf unserem Hotelzimmer, machten wir uns noch einmal auf den Weg, zwei Dinge gab es heute noch zu entdecken. Zunächst Gullfoss, den goldenen Wasserfall.
Es ist unklar, weshalb der Wasserfall diesen Namen hat, doch es gibt verschiedene Erklärungsversuche. Einer davon ist, dass die Abendsonne dem Wasser teils einen goldenen Schimmer geben soll. Die andere, dass einst ein Bauer eine Truhe voll mit Gold in den Wasserfall warf, da er nicht wollte, dass jemensch nach seinem Tod das Gold bekommt.

Der Wasserfall besteht aus zwei Stufen, wobei die erste 11 Meter und die zweite 21 Meter hoch ist. Die Stufen stehen in einem rechten Winkel zueinander.
Nach der zweiten Stufe stürzt das Wasser in eine Schlucht, die über die vergangenen 10.000 Jahre durch das Flusswasser sowie durch Gletscherläufe geschaffen auf einer Länge von 2,5 km ins Gestein gefräst wurde.

Übrigens: Das dieser Wasserfall heute noch bestaunt werden kann, ist Sigríður Tómasdóttir zu verdanken. Denn sie protestierte 1920 gegen das geplante Vorhaben eines englischen Unternehmens, das den Wasserfall gepachtet hatte und hier ein Elektrizitätswerk bauen wollte. Es gab einen jahrelangen Rechtsstreit, bei dem sie durch den Rechtsanwalt und späteren Präsidenten Sveinn Björnsson unterstützt wurde. Bis zum Schluss schien es ein hoffnungsloser Fall zu sein, und Sigríður drohte sogar mit dem Suizid im Wasserfall. Doch konnte der Pachtvertrag schließlich doch noch aufgelöst werden, da eine Pacht zu spät gezahlt worden war.
Mittlerweile gehört der Wasserfall wieder dem isländischen Staat und steht seit 1979 unter Naturschutz.
An den Einsatz von Sigríður Tómasdóttir erinnert heute eine Hinweistalfel.

Strokkur

Nach Gullfoss fuhren wir wieder zurück zum Hotel, um uns die letzte Sehenswürdigkeit des Tages anzugucken. Wer den Namen es Hotels aufmerksam gelesen hat, weiß auch schon, was nun gemeint ist: ein Geysir.
Also wieder vulkanisches Gebiet. Bei einem Geysir handelt es sich um eine heiße Quelle, die ihr Wasser als Eruption ausstößt, unregelmäßig oder regelmäßig.
Übrigens haben die Geysire ihren Namen vom Großen Geysir, der sich direkt neben dem Geysir Strokkur befindet, aber nur noch alle 24 bis 30 Stunden ausbricht.
Strokkur hingegen bricht in regelmäßigen Abständen von ca. 10 Minuten aus und wirft dabei sehr kurz 80–100° C heißes Wasser 20–30 m in die Luft.
Ein sehr beeindruckendes Naturschauspiel!

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